Nomadenkatzen

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klusi Avatar

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Dieses Buch ist eine einzige große Liebeserklärung an die Spezies Katze.
Schon die äußere Aufmachung ist sehr ansprechend. Das gesamte Design mit der glänzenden Schrift und den vielen kleinen Katzenbildern auf matt-weißem Grund wirkt stimmig und erregt Aufmerksamkeit. Besonders liebevoll finde ich die Gestaltung der inneren Buchdeckel mit dem Vorsatzblatt, im gleichen Rot-Ton wie die Titel-Schrift gehalten, mit den weißen Pfotenspuren quer darüber.
Der Titel selbst ist für mich doppeldeutig, denn er trifft in mehrfachem Sinn zu.
Der Autor geht erst einmal zurück zu den Ursprüngen seiner Katzenliebe, die bereits in seiner Kindheit geprägt wurde. Man hat den Eindruck, er fühlt sich nicht so ganz wohl und sicher in seiner Rolle als männlicher Katzenfreund, denn er ist der Meinung, dass hauptsächlich das weibliche Geschlecht eine Vorliebe für die schnurrenden Hausgenossen hat. Das ist auch der Grund, aus dem er sich immer wieder rechtfertigt, so dass man beim Lesen irgendwann der Meinung ist, "jetzt reicht's aber wirklich mit den Entschuldigungen". Trotzdem ist das Buch insgesamt schön und flüssig zu lesen. Tom Cox trifft die Stimmungen und beschreibt die Charaktere seiner vierbeinigen Lieblinge nahezu perfekt. In vielen Situationen habe ich mich wieder erkannt. Jeder, der zumindest einen Teil seines Lebens in Wohngemeinschaft mit einer Katze verbracht hat, wird mir zustimmen. Der Schreibstil ist auch größtenteils sehr humorvoll. Von verständnisinnigem Schmunzeln bis zu geräuschvollen Heiterkeitsausbrüchen habe ich beim Lesen des Romans das ganze Repertoire durchexerziert. Allerdings verheimlicht der Autor auch nicht die traurigen und unangenehmen Ereignisse, die es im Zusammenleben mit Katzen eben auch gibt.  Er gesteht beispielsweise, dass er nicht in der Lage ist, ein halb totes Mäuschen oder einen schwer verletzten Vogel, von einer Katze stolz angeschleppt, von seinem Leiden zu erlösen. Dass die häufigen Umzüge des katzenlieben Ehepaars nicht immer zum Besten ihrer miauenden Hausgenossen sind, sondern auch negative Begleiterscheinungen haben, zeigt sich immer wieder. Wenn Tom Cox beschreibt, wie seine Tiere an den unmöglichsten Stellen ihre Exkremente hinterlassen, festigt dies bei mir den Eindruck, dass ihnen das Nomadenleben missfällt und sie auf diese Art ihren Unmut ausdrücken. Und dabei wechselt das Ehepaar Cox doch nur wegen der Katzen so häufig den Wohnort, um ihnen einen schönen und sicheren Lebensraum zu bieten. Wenig aussagekräftig und nicht unbedingt passend fand ich den Klappentext, denn auch „The Bear“, der vom Schicksal arg gebeutelte, schwarze Kater, reagiert letztendlich nur auf das, was man ihm früher alles angetan hat. Wenn man bedenkt, dass Katzen allgemein sehr ortsgebundene Tiere sind, kann man das verstehen, und ich fand die Bezeichnung „Killerkatze“ äußerst unpassend. Zwischendurch wird es für meinen Geschmack doch ziemlich chaotisch, und einige Anmerkungen des Autors scheinen ein gewisses "Insider-Wissen" vorauszusetzen, denn ich wusste manchmal nicht, was er seinen Lesern damit vermitteln möchte.

Zur Auflockerung gibt es mehrere Listen im Buch, die ich zum Teil recht witzig, manche aber auch völlig unnötig fand. Da ist beispielsweise eine Anleitung für House-Sitter, wie man sechs verflixte Katzen füttert, oder es gibt eine Aufstellung der Dinge, die der Autor aller Katzenliebe zum Trotz, nie tun würde. Auch ein Katzenwörterbuch ist vorhanden, wenn ich dies auch nur auszugsweise treffend fand.
Meiner Meinung nach muss man wirklich ein großer Katzenliebhaber sein, um dem Buch etwas abgewinnen zu können. Als Miezen-Fan kommt man aber ganz sicher auf seine Kosten.

Liebe Grüße Klusi