Ein berührendes Buch mit emotionalem Ende

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miss.bookwelt Avatar

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Bewertung: 3,5 Sterne.
Ich habe „Alles okay“ in einem Rutsch innerhalb einer sehr kurzen Nacht durchgelesen. Das Buch ist mit seinen gerade mal 200 Seiten nicht besonders umfangreich, aber trotzdem hat mich das Lesen doch die halbe Nacht beschäftigt. Immer wieder musste ich pausieren und selbst als ich es beendet hatte, lag ich noch eine Zeit lang wach. Die Geschichte hat mich sehr beschäftigt.

Aber um was geht’s eigentlich? „Alles okay“ handelt von Marin, die ans andere Ende des Landes gezogen ist, alles hinter sich gelassen hat, frisch auf dem College ist und versucht, irgendwie mit dem Tod ihres Großvaters klar zu kommen. Aber das gelingt ihr nicht. Sie versteckt sich vor der Welt und vor allem auch vor sich selbst. In den Weihnachtsferien bleibt sie als Einzige in ihrem Wohnheim zurück und am liebsten möchte sie sich nur im Bett verkriechen. Davon wird sie allerdings abgehalten - und zwar von Mabel, ihrer ehemaligen besten Freundin, die sie zusammen mit allem anderen zurückgelassen hat. Mabel versucht zu Marin durchzudringen und endlich herauszufinden, warum sie damals Hals über Kopf verschwunden ist. Mabel will um ihre Freundschaft kämpfen, doch dafür muss sich Marin Dämonen stellen, die schon viel zu viel von ihr zerstört haben.

Beim Lesen von „Alles okay“ hatte ich die meiste Zeit ein ungutes Gefühl - ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll. Es strahlt einfach eine drückende und deprimierende Stimmung aus. Dazu kommt, dass Marin und Mabel sozusagen die ganze Zeit eingeschneit sind - sie verbringen ein Wochenende im tiefsten Winter. Diese Abgeschiedenheit von allem und die triste Atmosphäre werden besonders eindringlich beschrieben und geben einem als Leser einfach das Gefühl, auch absolut allein und isoliert zu sein. Ein Buch, das die Stimmung der Charaktere so rüberbringt, verdient eigentlich sehr viel Respekt. Für mich war dieses ungute Gefühl aber stellenweise einfach zu viel. Ich glaube, es muss einfach jeder für sich selbst entscheiden, wie sehr ein Buch einen „runterziehen“ darf oder nicht.
Auch mit Marin hatte ich anfangs meine Schwierigkeiten. Ich konnte mich absolut nicht mit ihr identifizieren - ich wusste oft nicht, was mit ihr los ist und was ihre Geschichte mir eigentlich sagen will. Zum Glück wurde das ab der Hälfte besser. Der Plot entwickelte sich langsam in eine Richtung und spätestens auf den letzten 50 Seiten konnte ich mit Mabel und Marin absolut mitfühlen- und fiebern.

Kommen wir zum Guten: Was ich absolut positiv hervorheben möchte ist Nina LaCours Schreibstil. Sie schreibt unglaublich emotional und tiefgründig und mit einer außergewöhnlichen Ruhe. Es steckt wirklich sehr viel Zauber zwischen den Zeilen und von manchen Methapern, Gefühlsbeschreibungen und Dialogen war ich einfach nur beeindruckt. Was ich auch sehr schön fand, war, dass die Liebesbeziehung nicht im Vordergrund stand. Es war ein wichtiger Aspekt der Geschichte, aber nicht der Wichtigste. Das war für mich das emotionale Ende des Buches - es hat mich wirklich sprachlos zurückgelassen. „Alles Okay“ ist ein Buch, über den Weg zurück ins Leben, über Einsamkeit und Freundschaft, über dunkle Tage und über kleine Silberstreifen am Horizont, die einem zeigen, dass es immer besser werden kann. Wenn man es nur versucht.