Der Glanz verlorener Zeiten

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miro76 Avatar

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Ein kleiner Ort am Fuße eines großen Berges: Die Dorfgemeinschaft hat jahrelang gut gelebt vom Erzabbau, doch nun ist der Berg ausgehöhlt. Es wurde ein Bergwerkmuseum errichtet, dass die Geschichte des Bergbaus erzählte, doch seit ein Journalist davor gewarnt hat, dass er ganze Berg in den kommenden Jahren einstürzen wird, bleiben die Besucher aus und das Museum verstaubt.

Die Jungen verlassen den Ort. Nur die Alten können ihre Wurzeln nicht mehr verpflanzen. Die wenigen Verbliebenen leben in alter Gewohnheit. Veränderung ist nicht gewünscht.

"Aber noch immer findet Merih, dass es nichts Beruhigenderes als die Abgeschlossenheit dieses Tals gibt, in dem die Rollen verteilt sind, in dem alles für sich existiert und sich nicht woandershin orientieren kann." (S. 175)

Marie Gamillscheg hat die Trostlosigkeit dieses sterbenden Ortes gekonnt in Worte gefasst. Es ist ein stiller Roman. In ruhigen Sätzen wird die ausweglose Stimmung geschildert. Auch wenn sich im Moment etwas tut in diesem Dorf, wird jeder Hoffnungsschimmer im Keim ersticket. Es ist ein Lebensraum, der keiner mehr sein möchte. Die Jugend will weg, sucht sich andere Perspektiven und für die Alten gibt es eh nur einen Weg raus aus diesem Tal.

Dieser Roman polarisiert. Es passiert nicht besonders viel, aber wenn man sich auf die Stimmung einlässt, fühlt man sich mitgenommen auf eine Reise ins Hinterland und der beschriebenen Ort kann sein Pendant in der Welt finden.

"Alles was glänzt" ist ein interessantes Debüt! Von dieser Autorin werden wir bestimmt noch hören.