Authentisch, aber ohne Tiefgang

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throughmistymarches Avatar

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Alles, was ich weiß über die Liebe
Dolly Alderton schreibt Kolumnen für britische Zeitschriften, moderiert einen wöchentlichen Podcast und arbeitet als Autorin beim Fernsehen. Mit 28 hat sie ihre Memoiren verfasst. Da ich ausgesprochen viel Positives über „Alles, was ich weiß über die Liebe“ gelesen hatte, nachdem es im Original veröffentlicht wurde, kam es auf meine Liste und dank @vorablesen habe ich die deutsche Übersetzung, welche Mitte Februar erscheinen wird, erhalten. Zugegeben, ich hätte mir wohl selbst eher das englische Original gekauft und bin mir auch sicher, dass in der Übersetzung die ein oder andere Pointe verloren ging. Der oft typische, trockene britische Humor, den ich beim Durchscrollen von Dollys Social-Media-Profilen finden konnte, tauchte im Buch nur selten auf. Über die romantische Liebe weiß Alderton, wie sie auch zugibt, kaum etwas – aber wer tut das auch schon, und vor allem mit gerade mal 28? Alles, was sie über die Liebe gelernt hat, verdankt sie langjährigen, engen Freundschaften mit Frauen, die sie oft seit Kindestagen begleiten. Wenn man das Buch als eine Hommage an eben jene Freundinnen liest, ist es eine tolle Sache (ich hätte auch gerne eine Farly in meinem Leben!), allerdings geht das doch ein bisschen unter. Über die Hälfte des Buchs widmet Alderton ihrem Leben als Partygirl. Vom ersten Rausch mit zehn, über zahllose Dates im frühen Teenie-Alter – einfach nur der Dates willen (was sie später als Dating-Kolumnistin auf die Spitze treibt), nie wegen der Person, mit der sie sich trifft – bis hin zu Nächten, die sie damit zubringt, sich (verzeiht meine Sprache) fast schon buchstäblich betrunken durch England zu vögeln. Drogendealer gehören bei ihren Parties (ob unter der Woche oder am Wochenende) dazu, wie anderswo der Pizzabote. Ich möchte selbstverständlich niemanden verurteilen, der gerne feiern geht, Alkohol trinkt und ständig Casual Sex hat (go for it, girls!). In Dollys Fall ist es allerdings ein bereits krankhaftes Extremverhalten, was sie auch feststellt, als sie in der zweiten Hälfte ihrer Zwanziger einen Zusammenbruch erleidet und erkennt, dass es bei ihr nicht wirklich gut läuft im Leben. Es gibt genau ein Kapitel, in dem sie ihre Arbeit an sich selbst mit ihrer Therapeutin beschreibt – eine wundervolle Therapeutin, dem Anschein nach – aber das war es dann auch. Sie geht zwar nicht mehr in ihr extremes Partygirlleben zurück, allerdings fehlt auch jegliche tiefergehende Reflexion zum Drogenmissbrauch, dem exzessiven Alkoholkonsum. Lediglich ihr Datingverhalten hinterfragt sie ein wenig. Es ist ein sehr intimer, ehrlicher, authentischer Einblick in Aldertons Leben, aber ich hätte mir etwas mehr Substanz erhofft.