Bilderbogen des Erwachsenwerdens

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Mit "Alles, was ich weiß über die Liebe" schafft Dolly Alderton einen Bilderbogen eines jungen Erwachsenenlebens. Da die Protagonistin Dolly heißt, ist davon auszugehen, dass das Buch zumindest teilweise autobiographisch ist – und damit bekommt man tiefe Einblicke in ein bewegtes Leben. Bewegt von Männern und den Beziehungen zu ihnen, Freundinnen und den Beziehungen zu ihnen, Partys, Dates, Alkohol und dessen Folgen, Erwachsenwerden und tja, schlicht alles das, was ein junges Erwachsenenleben eben so prägt. Wer also bereits erwachsen ist, dürfte sich an vielen Stellen wiederfinden – ob das eigene Leben oder Erleben ähnlich intensiv war, mag dabei variieren: nicht jeder kann über Erfahrungen mit Gurus berichten. Insofern mag der Inhalt an sich wenige grundsätzliche Überraschungen bereithalten, im Detail allerdings schon …

Alderton beschreibt offen, wie sie sich verbogen hat, um zu gefallen und wie sie darüber hinwegkam. Dabei ist die Geschichte meist sehr amüsant, teils auch auf sehr „britische Art“, auch ein wenig oberflächlich-narzisstisch, sie schönt wenig bis nichts, sodass man sich beim Lesen selbst an die Nase fasst. Mal sind es kurze Kapitel, mal längere, es gibt Einkaufslisten und Rezepte, aber auch Lektionen. Der Inhalt bzw. der Stil ist also bunt gewürfelt. Darin liegt auch die Crux bzw. der Vorzug des Buches: Auf diese an sich unzusammenhängende Geschichte muss man sich einlassen können – die Jury, die Bücher mit dem britischen National Book Award kürt, konnte das offenbar. Dazu mag beigetragen haben, dass Alderton als Journalistin auf „der Insel“ kein unbeschriebenes Blatt ist.

Was nimmt man aus dem Buch mit? Gute Unterhaltung wäre das eine, wenn der Stil nicht manchmal auch ein wenig anstrengend wäre. Zum anderen nimmt man – sollte man sie nicht schon gehabt haben – die Erkenntnis mit, dass Liebe verschiedene Gesichter hat und in manch einem Leben eben nicht die Beziehung zu einem Partner die Wesentliche ist, was einen „trägt“. Sollte man das Buch lesen? Tja, wenn man noch nicht ganz so viel „vom Leben“ bzw. der Liebe gesehen hat: ja, denn Alderton liefert mehr als die übliche „Chicklit“. Ansonsten sollte man wohl nur zu dem Buch greifen, wenn einen der Stil und eine Liebeserklärung an die Freundschaft und das Leben als solches reizt und unterhalten werden will, denn großen Nachhall hat das Buch bei mir nicht. Insofern weder klare Leseempfehlung noch „Warnung“ vor dem Buche.