Jack Daniels und Brasilien

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Das wirklich Erschreckende zu Beginn der Leseprobe war, dass sie für einen "Frauenroman" schrecklich lebensnah wirkte: Paare, die nur so nebeneinander leben und sich außer Bosheiten nicht mehr viel zu sagen haben. Werner - der männliche Teil der Zweckgemeinschaft - bricht aus dieser aus, als er sich neu in eine Brasilianerin verliebt. Bei der schonungslosen Schilderung der Ich-Erzählerin Clara kann man dieser Type noch nicht einmal einen Vorwurf machen - wer tauscht nicht gerne einen leicht versoffenen, mittags noch im Nachthemd herumtigernden, schluffig gewordenen Oldtimer in einen südamerikanischen Sportwagen ein? Clara fällt in ein tiefes Loch, aber dem Leser drängt sich das Gefühl auf, dass sie erst einmal dort hineinplumpsen musste, um selber ein neues, wieder lebenswertes Leben zu beginnen. Wenigstens ist Werner nicht so ein Fiesling, der sie bei der Scheidung über den Tisch zieht, so dass dieser Beginn in Portugal und nicht mittellos erfolgen kann. Auf den weiteren Weg von Clara darf man also gespannt sein.