Minussterne oder "geht gar nicht"

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Der 30. Hochzeitstag von Clara und Werner steht bevor, Werner fliegt alleine nach Brasilien und eröffnet seiner Clara nach der Rückkehr, dass er sich wegen einer jüngeren Brasilianerin von ihr scheiden läßt. Nach dieser Offenbarung bricht für Clara eine Welt zusammen. Allerdings frage ich mich als Leserin, was ist denn daran jetzt für Clara so schlimm?

Sie sieht ihre Ehe als ein “Arrangement”, leidet angeblich jeden Tag unter ihrem herzlosen Mann, schmiedet innerlich zwar Rachepläne, doch letzten Endes bleibt sie doch bei ihm. Und warum? Um abgesichert zu sein! Dauerzustand: im Selbstmitleid versinkend und sich mit Alkohol und Paracetamol betäubend. Selbst ihr Hund und Partnerersatz Tom bewegt sich von alleine keinen Zentimeter; er und Clara bilden also das perfekte Duo.

Auf den zwanzig Seiten der Leseprobe beschreibt Bettina Haskamp in wenig ansprechenden Worten abwechselnd wie sehr Clara unter ihrem Mann Werner leidet und wie geschmackvoll der portugiesische Wohnsitz eingerichtet ist . Die Villa kenne ich jetzt so gut, dass ich eine Reportage für “Schöner Wohnen” darüber schreiben könnte. Aprikotfarbene Nachthemden, graublaue Verheißungen, taubenblaue Sofas - dass Werner da gerne einen Trip nach Brasilien macht, kann ich gut verstehen.

Und dann passiert das eigentlich Unglaubliche: während Werners Abwesenheit blüht Clara auf, genießt das Leben, hat vier herrliche Wochen, geht zu Partys, kauft ein, liegt am Strand, spielt Golf - aber bitte nicht vergessen: alles natürlich von seinem Geld! Von daher kann ich ihren Zusammenbruch nach der Eröffnung der Scheidung dann doch fast schon wieder verstehen. Ihr jetziges Leben ist sehr praktisch und auf dieses “Arrangement” zukünftig verzichten zu müssen, ist natürlich bitter. Und dabei bietet ihr er nach der Scheidung ein sicheres Auskommen an. Da frage ich mich allen Ernstes: was will diese Frau? Mit ihm will sie nicht, ohne sein Geld allerdings auch nicht, ein “sicheres” Auskommen ist der gnädigen Frau allerdings auch nicht gut. Ja was denn nun? Ich möchte es ehrlich gesagt gar nicht wissen.
                       
Zu viele Klischees und Vorurteile werden für meinen Geschmack in diesem “Frauenroman” mal wieder verarbeitet. Die Geschichte plätschert vor sich hin, ist sprachlich auf sehr einfachem Niveau gehalten, das Ende ist schon jetzt absehbar. Ein weiteres Buch aus der Kategorie “Frauenromane”, um das ich in der Buchhandlung einen großen Bogen machen werde.