Das Paradies auf Erden...

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kainundabel Avatar

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...mit Sonne, Strand, Villa, Atlantikblick, Algarve, dazu - dank des gut veräußerten Baugeschäftes im westfälischen Münster- immer liquide, um üppig shoppen gehen zu können und nichts entbehren zu müssen. Für Carla Backmann eben **das** Paradies auf Erden. Zugegeben - der dazugehörige Mann Werner müsste nicht (mehr) sein, wird aber nach fast 30 gemeinsam verbrachten Jahren in Kauf genommen, und am Anfang der Ehe war ja auch noch alles eitel Sonnenschein. Inzwischen hat sich Carla in ihrem Leben eingerichtet und genießt die häusliche "wernerfreie Zone" und die Zeit, die "das notwendige Übel " außer Haus verbringt, standesgemäß am liebsten im Golfclub. Doch dem Luxusleben droht ein jähes Ende, als sich Werner in eine viel zu junge, viel zu feurige, zu allem bereite Brasilianerin verguckt, die die Lenden des eitlen Mittsechzigers noch einmal richtig zum Kochen bringt.

Okay, der Anfang lässt kaum ein Klischee aus, aber Bettina Haskamp erzählt diese Idylle aus Schein und Lüge gekonnt, entwaffnend lakonisch und durchaus amüsant. Die Erwartungen des Lesers sind entsprechend hoch: Was kommt jetzt? Die Rache der gehörnten Ehefrau à la Ingrid Noll? Schön wär's. Aber erstens kommt es anders und zweitens zunehmend flacher. Ab da gibt es einfach nichts Erzählenswertes mehr. Dennoch hält die Autorin tapfer 200 weitere Seiten durch, um vermeintliche Höhen und Tiefen zu durchstreifen. Hier ein Häppchen, da ein Häppchen - darf's vielleicht ein bisschen mehr sein? Und der Leser trottet, sofern er will, tapfer 200 Seiten hinterher, in der Hoffnung: Da kommt doch noch was! Ja, natürlich kommt noch was: ein Schweizer Einbrecher zum Beispiel (Leo, 41, Naturbursche mit knackigem Po), den "frau" zunächst von der Bettkante ins Campingzelt schubst, dann aber ins Bett zurückholt (wo er ja sooo gut ist!), die frankophile Freundin Celeste, die sich ebenfalls just diesen Mann zu eigen macht, angeblich nicht wissend, dass er mit ihrer Freundin...na, Sie wissen schon. So jagt ein Allgemeinplatz den nächsten.

Dabei mangelt es dem Roman keineswegs an kurzzeitigen witzigen Einfällen und sprachlichen Pfiffigkeiten. Aber das alles trägt die banale Handlung nicht dauerhaft, schon gar nicht bis zum Was-sind-wir-doch-alle-wieder-so-glücklich-Happyend. Was stark begann, fällt auch leider stark ab. Schade drum!