Erstaunlich wie schnell und

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lightdancer Avatar

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**Erstaunli** ch wie schnell und flüssig sich dieses Buch liest! Clara wird einem von Seite zu Seite sympathischer. Sie schafft es ohne Entzug und Therapie vom Alkohol wegzukommen (was ich schon ein bißchen befremdend fand, da dies so einfach gar nicht sein kann, wie hier beschrieben). So scheint es zumindest. Sie packt nach einiger Zeit ihre Sachen, sucht sich - die doch immer als "unfähig" bezeichnet wurde - selbstständig einen Anwalt, kauft sich ohne Besichtigung (was ich weltfremd empfinde, aber scheinbar kann man auch Glück damit haben) ein Haus in einer Gegend, in der sich offenbar nicht einmal Fuchs und Hase gute Nacht sagen, eine Hütte und versumpft dann wieder in ihrem Elend.

Joao, der Mann vom dem "Gemischtwarenladen" mitten in der Pampas, beurteilt bzw verurteilt sie nicht, sondern zeigt ihr sogar eine Lebensphilosophie, die Clara offenbar braucht - nämlich die, das Leben einfach so zu genießen wie es gerade kommt. Seither sind Ana (Joaos Frau), Joao und Clara trotz aller Sprachbarrieren von Anfang an Freunde. Der Wein, der dann gemeinsam unter dem Olivenbaum getrunken wird, scheint für Clara, die als Alkoholikerin dargestellt worden ist, kein Problem zu sein. Sie lernt wieder aus sich herauszukommen, unternimmt stundenlange Spaziergänge mit ihrem Hund Tom und lernt sogar nette Leute wie Celeste kennen. Sie wagt sogar Dinge, die ihr früher nie in den Sinn gekommen sind und geht - nach einigen Startschwierigkeiten - eine neue Beziehung ein. Leo (dieser Name weckte in mir sofort eine Assoziation zu einem anderen Buch, nämlich zu Emmis Leo in "Gut gegen Nordwind") ist ein schweizer Tramper, der mir von Anfang an irgendwie suspekt ist. Doch die Beziehung scheint zu klappen, Clara ist glücklich. Bis zu dem Tag, als von ihrem Anwalt ein Schreiben kommt, daß sie Februar in Deutschland sein muß. Wegen ihrer Scheidung!
Leo sieht dies als Startschuß und verdünnisiert sich... zurück bleibt wieder eine verzweifelte Clara. Aber diesmal nicht ganz so verzweifelt wie nach dem Ende ihrer Ehe. Dennoch hat Clara offenbar so etwas wie Selbstbewußtsein entwickelt, denn als ihr Ex-Mann nach der Scheidung sie und ihre langjährige Freundin Heike zu einem Drink einladen möchte, sagt sie ihm doch glatt "verpiß dich" ins Gesicht. Sogar Heike ist erstaunt über diese neue Clara. Aber sie sieht nicht voraus, dass auf alle "Verkupplungsversuche" ihrerseits Clara ausrasten würde - und das tut sie!

Clara geht nach Portugal zurück und damit zu ihrer einsamen Hütte. Kurzweilig erscheint ihr das alles als Wahnsinn und sie sehnt sich nach moderner Küche, Klimaanlage und Zentralheizung zurück, bis die Ruhe von Alentejo sie wieder umfängt und ihr eigentlich gar nichts mehr abgeht. So weit, so gut. Doch dann stürzt sich Clara ins nächste Abenteuer: Rui, ein Sohn von Ana und Joao, macht ihr einen Vorschlag. Auf ihren 6 ha großen Land möchte er eine kleine Ferienanlage mit maximal 4 Gästehäusern errichten. Clara läßt sich breitschlagen und erscheint mir damit wieder weltfremd. Rui ist ihr nicht ganz geheuer, sie muß schauen, daß sie ihr Geld zusammenhält und dann diese "Ungeheuerlichkeit". Aber wie es in Büchern so ist, es geht gut und sie bekommt sogar noch Rui!!!

**Fazit:** Alles im allen ein nettes Buch für zwischendurch und das sogar auf die Tränendrüse drücken kann. Manchmal erscheint mir der Schreibstil von Bettina Haskamp aber kühl, zu sachlich und teilweise auch zu knapp. Ich bekam zeitweilig das Gefühl, daß man durch die Lebensgeschichte Claras gehetzt wird. Für eine Sommerlektüre am Strand aber allemal ein Leckerbissen.