Nachdem Claras Ehe, diese „Farce unter portugiesischer Sonne“ (wie Freundin Heike es nannte) ein abruptes Ende findet, gelingt es ihr schon nach einer kurzen Phase der Verzweiflung, ungeahnte Selbstheilungskräfte zu mobilisieren und einen Neuanfang zu wagen. Mitunter fand ich diesen Wechsel in Claras psychischer Befindlichkeit nicht ganz nachvollziehbar dargestellt, aber der Schwerpunkt in diesem Roman liegt auch sicher woanders. Vielleicht war der Zeitpunkt auch längst „reif“ und sie brauchte nur noch diesen Auslöser, um endlich auszubrechen. Und die unterstützende Hilfe von anderen, die sie dann ja auch prompt findet und bekommt.
Sehr gefallen haben mir jedenfalls die Darstellung des Alentejo und seiner wortkargen Bewohner, der besondere Reiz dieser staubtrockenen Landschaft wird gut spürbar, die Einsamkeit, die kleine heruntergekommene Behausung, die Clara samt Hund Tom bezieht – all das zeigt schöne und eindrückliche Bilder.
Das Cover empfinde ich allerdings im Nachhinein als unpassend. Die dargestellten Figuren haben mit Clara und Werner so wenig Ähnlichkeit wie das saftige Grün der abgebildeten Wiesen mit dem beschriebenen Alentejo …
Was mir ansonsten sehr gut gefallen hat, ist die Unaufgeregtheit der Erzählweise, die ruhige Schlichtheit des Buches, das ohne Klamauk und weitgehend auch ohne Action auskommt, von ein paar wenigen Szenen abgesehen, z.B. als Clara der Kragen platzt.
Schön auch, dass Claras (kleine) Probleme mit ihrem Alter zwar aufgezeigt werden, sie aber dennoch stets ihre Würde behält, auch ihre Alkoholexzesse bleiben im Rahmen. Insgesamt hinterlässt die Hauptfigur des Romans bei mir daher ein sehr sympathisches Bild, lediglich ein paar wenige Ausrutscher in zu vulgäre Sprache sind mir in Erinnerung.
Auch inhaltlich ist für mich die Geschichte weitgehend stimmig und überzeugend. Der olle Werner bleibt dem Leser zum Glück nur im Hintergrund erhalten, in Claras Leben dominieren bald andere Dinge. Die möchte ich aber hier nicht im Einzelnen verraten, um anderen die Spannung nicht zu verderben.
Fazit: Ein Buch, das ich am Ende nach vergnüglichen Lesestunden mit einem leisen Lächeln aus der Hand gelegt habe und für durchaus empfehlenswert halte.