Drei amerikanische Frauen kämpfen in den 1920er Jahren

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caro.booklover Avatar

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Die Ich-Erzählperspektive wechselt zwischen den drei Frauen. Die Autorin gibt jeder ihre eigene Stimme und lässt Umgangssprache zu, wobei dies auf Englisch sicherlich besser zu lesen und einzuordnen ist. In der Übersetzung muss man sich so mit "wie" statt "als" und einem gelegentlichen "nix" zufrieden geben. Gertrude, Annie und Retta haben sehr unterschiedliche Lebensläufe und sind dennoch alle drei von schwierigen Verlusten in der Vergangenheit gezeichnet. Diese Geschichten kommen zwischen den Geschehnissen der Gegenwart immer wieder in den inneren Monologen zur Sprache. Stück für Stück entfaltet sich so ein Gesamtbild und man ahnt schon lange vor Annie, was das eigentliche Problem in ihrer Familie ist, so dass mich die Auflösung nicht wirklich überraschen konnte.
Die Autorin schafft es, eine bildhafte Atmosphäre zu kreieren. Insbesondere zu Beginn des Buches stand ich förmlich neben Gertrude im Sumpf und beobachtete das Alligatorweibchen. Durch den angenehmen Schreibstil entstehen Bilder im Kopf ganz so wie es sein soll. Die Protagonisten wirken auf mich authentisch auch wenn ich etwas zu sehr schwarz-weiß gemalt fand, dass die Männer (gefühlt) entweder aggressiv und gewalttätig oder "Weicheier" waren. Vielleicht waren sie für eine genauere Charakterzeichnung in dem Zusammenhang aber auch einfach zu unwichtig. Bei den drei Frauen jedenfalls sind durchaus Stärken und Schwächen bzw. Unzulänglichkeiten zu erkennen. Jede von ihnen strebt auf ihre Weise nach Befreiung.
Als Kritikpunkt muss ich anmerken, dass der Beginn für mich recht schleppend war und einige Zeit nicht abzuschätzen war, wohin das Ganze letztlich führen soll. Der Anfang des Romans hat sich für mich sogar zum Teil in die Länge gezogen. Gegen Ende geht es dann doch noch etwas turbulenter zu, insgesamt ist es aber eher eine ruhige Geschichte mit viel Atmosphäre.

Fazit:
Der Roman hat mich gut unterhalten und ist ein gelungenes Debut in angenehmen Schreibstil. Einen Stern ziehe ich ab, weil es bei mir eine Weile gedauert hat, bis die Geschichte mich fesseln konnte. Empfehlen würde ich es allen, die gerne Romane aus den Südstaaten lesen ohne dass der oftmals auftauchende Magische Realismus eine Rolle spielt.