Harter Lebenskampf

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emmmbeee Avatar

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Eine Frau trifft in der Wildnis der amerikanischen Südstaaten auf ein Alligatorenweibchen, das seine Jungen verteidigt und zum Äussersten entschlossen ist. Ihm steht nun Gertrude gegenüber, deren Kinder seit Tagen nichts mehr gegessen haben, das Alligatorenfleisch sollte über die nächste Zeit hinweghelfen. Sie hätte ihre eigenen Töchter einst ebenso schützen müssen.
Doch sie ist in diesem Roman nicht die einzige Frau, die mit aller Kraft um das Überleben ihrer Familie kämpft. Hinzu kommt noch der schwelende Konflikt zwischen Schwarz und Weiss, der immer noch nicht beigelegt ist.
Es sind die Stimmen dreier Frauen (Gertrude, Annie und Oretta), die den Leser in ihren Existenzkampf blicken lassen und deren Leben miteinander verflochten ist. Deb Spera gibt jeder Frau ihren eigenen Erzählstil und unterscheidet sie sprachlich gekonnt voneinander. Die Handlung entwickelt einen starken Sog, der Leser hält ein Pageturner unter Hochspannung in seinen Händen. Manchmal allerdings fällt der Text ein wenig theatralisch aus.
Es ist ein Roman über Unterdrückung und den Kampf dagegen, über Schicksalsergebenheit und Erwachen, Arm und Reich, über die Sehnsucht nach Eigenständigkeit, über Kraft und Mut, über gegenseitige Hilfe und Vergangenheitsbewältigung. Keine leichte Kost, aber sehr eindringlich und unbedingt lesenswert.
Die Vorfahren der Autorin stammen aus der Gegend, in der die Geschichte angesiedelt ist und haben sie offenbar zu diesem Stoff inspiriert. So wirken die Schauplätze sehr real und sind auch sehr anschaulich und farbig geschildert. Nicht so gut gefallen hat mir, dass die Männer ganz allgemein schlecht wegkommen, dass sie fast durchwegs schwach, gewalttätig und als Alkoholiker dargestellt werden. Da gibt’s nur schwarz/weiss, und das ist etwas unwahrscheinlich.