Unbeschönigtes Leseereignis

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lealein1906 Avatar

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„Alligatoren“ ist ein wirklich interessantes Buch über das Amerika vor der großen Weltwirtschaftskrise. Erzählt wird die Geschichte anhand von drei Schicksalen: eine (zu den Zeiten) eher reiche weiße Frau, eine arme weiße Frau und eine schwarze Frau – die alle drei mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben und doch vom Schicksal zusammengeführt werden.
Die Geschichte handelt von Annie, die erkennen muss, dass in ihrem Haus ein Feind lebt, der ihre ganze Familie bedroht. Getrude hat gerade ihren gewalttätigen Mann umgebracht und sucht nun Arbeit bei Annie. Da sie sich im Moment nicht um alle ihre Kinder kümmern kann, gibt sie ihre jüngste und kranke Tochter an Oretta, die schwarze Haushälterin von Annie, ab. So verwebt sich das Leben dieser drei Frauen, die alle in ihrer Art und Weise um Freiheit kämpfen.
Zuerst wusste ich nicht so recht, worauf dieses Buch hinaus wollte, aber dann wird das Buch von Seite zu Seite besser und spannender. Die Geschichte wird durch die drei Perspektiven sehr lebendig und emotional erzählt. Die (eher traurigen) Zustände der damaligen Zeit werden unbeschönigt dargestellt, das war sicher auch eine große Rechercheleistung. Es passieren viele schreckliche Sachen in dem Buch, das heißt es wird auch nichts beschönigt und genau das macht das Buch so lesenswert.
Der Schreibstil ist eigentlich sehr angenehm zu lesen, bis auf eine Sache: Sowohl bei Oretta, als auch bei Gertrude wird immer das Wort „wie“ statt „als“ verwendet. Etwas was die Leute heute gerne machen, deswegen weiß ich nicht, ob es sich um einen grammatischen Fehler handelt (der sehr häufig wiederholt wird), oder um ein Stilmittel, um zu zeigen, dass die beiden Frauen der unteren Schicht angehören. Auf jeden Fall hat es beim Lesen schon etwas gestört.
Das Buch war lange auf drei Punkte Kurs, konnte mich aber dann auf den letzten Seiten doch noch zu vier Punkten umstimmen. Ich habe die Lektüre wirklich genossen und empfehle das Buch auch gerne weiter.