Vergangenheit ist nie vorbei

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wallerie0 Avatar

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Gertrude, Retta, Annie - drei Frauen, drei Leben, drei Schicksale, drei völlig unterschiedliche Ausgangspunkte, der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Gesellschaftsschichten geschuldet; jedoch mit demselben Ziel: ein selbstbestimmtes Leben. Ein eindrucksvoller Reigen breitet sich vor dem Leser aus. Nicht allen wird dieses Freischwimmen auch in vollem Umfang gelingen. Eng und starr ist das Korsett des damaligen Zeitgeistes. Die Südstaaten in den 20er Jahren; puritanisch, rassistisch, ohne den heute beliebten Flair. Kurz, prägnant, hart; und doch voller Sensibilität erzählen uns Frauen von ihrem Schicksal. Und gerade und vielleicht nur hier in diesem Buch kommen alle gleichermaßen zu Wort. Ungehörtes Leid, Not im Verborgenen, brennende Sehnsüchte.
Jede kämpft für sich, steht aber auch den anderen bei, wenn auch meist unbewusst. Es beginnt mit Kleinigkeiten, die sich immer tiefer gehend verweben. Hauptsache, nie verzweifeln. Mitunter schwer verdauliches tritt zu Tage. So lange ist der Handlungszeitraum nicht entfernt und doch scheint es Jahrhunderte her zu sein. Von der heutigen Zeit aus gesehen, kann man sich vieles kaum noch vorstellen. Um so erschütternder ist es zu lesen, dass dies tatsächlich Alltag und Normalität war. Lebensumstände und Lebenskonzepte, in denen ich mich nicht zurecht finden würde. Leise Paukenschläge, die fesseln und nachklingen.
Durchweg bedrückend, ein Frauenroman für Nicht-Weibchen. Der Erzählstil und die Persönlichkeit der Frauen treffen genau meinen Nerv. Wohl gemerkt, dieses Auf sich gestellt sein, dieses sich unterordnen, in seiner Rolle bleiben müssen, ist vielleicht in den Köpfen noch sehr präsent und der Roman damit aktueller denn je.