Eine bizarre Familiengeschichte mit dunklen Geheimnissen, Lügen und Verrat!

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jasminh86 Avatar

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,,Als das Böse kam" ist ein 320 Seiten langer Thriller von Ivar Leon Menger, der am 20. Juli 2022 in der dtv Verlagsgesellschaft erschienen ist. Mir hat diese düstere Familiengeschichte, die mit der Zeit eine Menge Geheimnisse und Lügen offenbart, im Großen und Ganzen gut gefallen. Der Plot ist interessant und ich wurde an den richtigen Stellen mit Wendungen überrascht, die ich nicht vorausgesehen habe. Es herrscht von Anfang an eine angespannte Atmosphäre, obwohl es auf den ersten Blick erst einmal einige Seiten recht harmonisch zugeht. Ich bekam direkt ein klares Bild einer Familie, die sich auf einer einsamen Insel ihre eigene Idylle aufgebaut hat, da sich der Vater durch einen Verrat Feinde gemacht hat und diese sich nun an der kompletten Familie rächen wollen. Der einzige Kontakt zur Außenwelt ist Onkel Ole, der die Eltern in regelmäßigen Abständen aufsucht. Er ist der einzige, der weiß, wo sich das bizarre Ehepaar befindet, von der Existenz ihrer beiden Kinder Juno und Boy ahnt selbst er nichts. Denn die beiden einsamen und weltfremden Kinder müssen sich streng an einige Regeln halten, eine davon lautet, dass sie sich verstecken müssen, wenn Onkel Ole zu Besuch kommt. Bis der Tag kommt, als Juno aus Neugier zufällig von dem ominösen Onkel entdeckt wird und so endlich Hoffnung auf ein normales Leben in ihr aufkommt. Doch für Juno und ihrem jüngeren Bruder kommt es anders als erwartet, weshalb sie in einen Strudel aus Lügen, Geheimnissen und Verrat geraten.

Diese genannten Ereignisse haben für eine kontinuierliche Spannung gesorgt und ich konnte es kaum erwarten, mehr über offene und verdeckte Spannungen aus den hier beschriebenen Beziehungsverhältnissen zu erfahren, die immer skurriler wurden. Bis es zu einem Finale kam, welches mich hat mitzittern und mitfiebern lassen. Das Ende fand ich persönlich etwas zu schnell beendet, doch da jede Geschichte schließlich irgendwann mal ein Ende finden muss, musste ich mich mit den letzten Worten zufriedengeben. Trotzdem waren noch einige Fragen offen, auf die ich gerne Antworten und mehr Klarheit gehabt hätte. Der Inhalt beinhaltet 30 Kapitel und ist in drei Teile eingeteilt, insgesamt fand ich den Aufbau der Geschichte sehr gut. Da sie anfangs nur leicht an Fahrt aufnimmt, habe ich von Spannung und Thrill nicht viel wahrgenommen. Der Mittelteil und das Finale haben jedoch aufgeholt, sodass mir diese unterhaltsame Lesestunden beschert haben. Besonders die Aufklärung über Junos verstorbene Schwester, die zwischendurch immer mal wieder nur kurz angedeutet wurde, hat mich besonders überrascht.

Es wird aus der Ich-Perspektive der 16-jährigen Juno geschrieben, die nichts anderes kennt als ihre Eltern, ihren Bruder und die einsame Insel. Schnell wurde deutlich, dass ihre naive und weltfremde, jedoch freundliche und sympathisch Art von der eigenartigen Erziehung ihrer paranoiden Eltern stammt. Da sie und Boy von ihrer Mutter selbst unterrichtet werden, beherrschen sie wenigstens die Grundkenntnisse. Mit 16 geht auch an Juno die Pubertät nicht spurlos vorbei und ich hatte intensive Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt, ihre Entwicklung fand ich sehr spannend und interessant. Juno ist ein sehr neugieriger Charakter, der der Geschichte das gewisse Etwas gegeben hat. Ihr Verhältnis zu ihrem Bruder und zu ihren Eltern kam mit der Zeit ebenfalls gut zur Geltung und ich fand es interessant zu erfahren, wie sie immer mehr versucht hat, ihren Kopf durchzusetzen und eigene Pläne geschmiedet hat. Auch die Regeln, an die sie sich und ihr Bruder halten müssen, verlieren teilweise immer mehr an Bedeutung-mit fatalen Folgen. Durch Junos kindliche und naive Art kam so gut wie kein Thrill auf, ich persönlich würde den Inhalt als leichten All-Age-Thriller bezeichnen, was nicht als Kritik gemeint ist. Thriller-Fans, die rasanten Nervenkitzel und Thrill suchen, werden hier allerdings nicht fündig.

Das Setting der einsamen Insel fand ich klasse, welches sehr gut zur düsteren Geschichte gepasst hat. Spannungstechnisch hat mich der Inhalt nicht wirklich vom Hocker gehauen, dafür hat er mir erzählerisch umso besser gefallen. Der Schreibstil des Autors ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, auch bildlich konnte ich der Handlung super folgen. Es wird zwar detailliert, aber nicht zu ausschweifend beschrieben. Im Großen und Ganzen hat mir das Buch, bis auf ein paar Kleinigkeiten, gut gefallen und mich super unterhalten, obwohl ich nicht regelmäßig auf falsche Fährten geführt wurde. Auch die Wendungen hielten sich in Grenzen, die es dafür jedoch in sich hatten. Von mir gibt es für das Debüt des Autors vier Sterne und eine Leseempfehlung!