Nichts ist, wie es zunächst scheint

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Wo zieht es euch eher hin: mitten in die Stadt, um unter Menschen zu sein, oder in die Berge/Wälder, wo man ungestört ist?

Die Familie, um die es hier geht, hat sich für ein Leben in völliger Isolation entschieden. Juno und ihr Bruder Boy kennen nichts anderes außer die Wälder auf der kleinen Insel. Während andere 16-Jährige in der Welt da draußen Computerspiele, Handys und sonstige Freizeitangebote nutzen, vergnügt Juno sich mit Fischfang, Kuchenbacken und Gesellschaftsspielen. Für mich klingt das erst einmal ziemlich befreiend - für euch auch? Kein neumodischer Schnickschnack. Kein Druck von der Öffentlichkeit, weil man anders ist, nicht die teuersten Klamotten trägt und nicht die coolsten Filme kennt. Lediglich den 7 Geboten der Elten müssen die Kinder folgen. Doch eines Tages ändert sich alles, und Juno durchschaut den wahren Grund der Isolation.

Wow! Was war denn das bitte für ein Twist? Klar, als geübte Thrillerleserin war mir bewusst, dass hier nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und uns irgendwas vorgegaukelt wird, aber damit hab ich nicht gerechnet und war daher ziemlich uff!

Ivar Leon Menger hat 'ne geile Schreibe! Ihm ist es auf Anhieb gelungen, eine besondere, teilweise angespannte und bedrohliche Atmosphäre entstehen zu lassen, die einem ständig unterschwellig suggeriert: Vorsicht, Kumpel!

Zwischendurch schwächelt der Plot etwas und zieht sich, das betrifft allerdings nur wenige Passagen.

Man liest über den Alltag der Familie, begleitet sie bei den verschiedensten Dingen und hält erschrocken den Atem an, als Juno beim Betrachten einer Weltkarte über ein bestimmtes Detail stolpert. Direkt fragt man sich: What the fck ist hier eigentlich los? Man fiebert unglaublich mit der Familie mit. Versucht, die Situation zu verstehen. Die Hintergründe. Und landet voll in einem Gefühlschaos. Das (brenzlige) Ende gibt einem dann nochmal den Rest, sodass man wie durchgenudelt die Buchdeckel schließt und den Kopf schüttelt. Bämm!

Wer Geschichten mag, die das Böse thematisieren und dabei auch zwischenmenschliche Aspekte aufgreifen, sollte dieser unbedingt eine Chance geben.