Und wenn sie nicht gestorben sind …

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Eigentlich hätte Ivar Leon Mongers „Als das Böse kam“ ein guter Thriller werden können … eigentlich … denn die Grundidee ist gut: Eine Familie lebt seit 12 Jahren mit ihren zwei Kindern Juno und Boy auf einer Insel in der Mitte eines Sees. Ihr Leben wirkt zwar altertümlich zurückgezogen, könnte aber idyllisch anmuten, da sie fast Selbstversorger sind, Kuchen im holzbefeuerten Ofen backen, Spiele spielen … wenn da nur die Angst vor dem Bösen nicht wäre. Zwar gibt es einen Schutzraum, doch wird er den Kindern auch Schutz gewähren, wenn das Böse sie findet?

Die Situation ist bizarr und die Frage, ob sie real sein könnte oder überzogen, macht sicher einen Teil des Reizes, das Buch lesen zu wollen aus: Kann es sein, dass heutzutage eine Familie unbemerkt unter uns wohnt, ihre Kinder vor der Außenwelt versteckt und wieso überhaupt? Kann es wirklich sein, dass Teenager so lange Zeit nicht „die große weite Welt erkunden wollen“? Diese und ähnliche Fragen stellte ich mir ständig. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive der 16-jährigen Juno, sodass die Stimmung durch die Angst, in der sie lebt, stets bedrohlich-gedrückt ist. Angesichts der Umstände, in denen Juno aufwächst, könnte man auch noch nachvollziehen, dass ihre Sprache eher einer 10-Jährigen gerecht würde. Für das Hineinkommen in die Geschichte möglicherweise gut, mit zunehmender Lesedauer nervte dieser „Kinderstil“ aber. Hinzu kamen einige Punkte, die den Lesegenuss trübten: Mindestens als geübter Krimi-/Thrillerleser konnte man gut ahnen, wie der Hase laufen wird; wenn man dann letztlich nur weiterliest, um sich bestätigt zu fühlen, ist das dünn und je weiter man liest, desto unglaubwürdiger bzw. „abgedroschener“ wirkt die Geschichte. Alles in allem zu simpel bzw. nervig - ja, man hätte durch den Klappentext gewarnt sein können, auch da ist die Sprache schon sehr simpel; auch das Andersen-Zitat zu Beginn hätte Warnung sein können, da ist es nur folgerichtig, dass der Autor das „Märchenfeeling“ im letzten Kapitel nochmals konkret aufleben lässt. Aber an den „Gehalt“ oder Unterhaltungswert von Märchen kommt das Buch nicht heran.