Regen heute und gestern

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Der vierzigjährige Mauro Nesta besucht nach 2 Jahren wieder mal seine Mutter in seinem Schweizer Heimatdorf.
Die Mutter leidet inzwischen an Demenz,  ist in einem Pflegeheim und kann ihn nicht erkennen.
Die Stadt rüstet sich gerade zu einem traditionellen Fest.
Das ruft beim Sohn unangenehme Erinnerungen wach. Aber auch 2 ältere Herren werden in diesem Zusammenhang von vielen  Erinnerungen gepeinigt.
Der Sohn versucht Licht in die Vergangenheit zu bringen, er weiß im Grunde weder über seine Mutter noch über seinen verschollenen italienischen Vater Bescheid.
Als er die Wohnung seiner Mutter inspiziert, da er sie auflösen soll, entdeckt er merkwürdige Aufbauten und unbekannte Fotos.
Die erste Hälfte des Buches reihen sich quasi Fragen an Fragen.
Vor allem der Sohn kämpft mit Fluten von Fragen.
Der Leser nimmt abwechselnd Einblick in das aufgewühlte Gedankengut der dementen Mutter, in die Erinnerungen des Sohnes und der beiden Herren, die zu seiner Mutter zunächst in ungeklärten Zusammenhängen stehen.
Scheinbar bestand bei beiden Männern eine Liebe zur Mutter. Einer der Männer hält die Mutter für tot.
Jedes Kapitel ist mit einer Strophe des Jugendfestreigens überschrieben.
Langsam setzt sich ein Bild zusammen.
Genau zur Zeit des Jugendfestes damals müssen einschneidende Dinge zwischen seiner Mutter und einem der Männer geschehen sein.
Es kommt zweitweise ein Gefühl von Krimi auf, wie Spuren verfolgt werden und durchaus Spannung entsteht.
Dabei hatte ich aber immer das Gefühl  eines schweizerischen Tempos, also eher schleppend.

Ich habe darüber nachgedacht, ob nicht eigentlich eher der Leser sich Fragen stellen soll, einen absolut ratlosen fragenden Akteur zu begleiten kam mir eigenartig vor.
Manche Ereignisse kamen mir nicht schlüssig vor, aber in der Schweiz gehen die Uhren sicher anders.
Das Auftreten  von einem kleinen Mädchen und einer weißen Frau als Personen der Gegenwart lockerten die Geschichte sicher auf, bereicherten sie für mich aber nicht.
Eine Pflegerin der Mutter konnte schließlich positiv auf den Zustand der Mutter einwirken, auch das wirkte irgendwie konstruiert. Wenn Alzheimer so leicht zu lindern wäre.....
Insgesamt gehört der Roman sicher nicht zu den schlechten Büchern, aber weiße Erscheinungen und ländliche Bräuche mit  anmaßenden Spießern sind auch nicht gerade das, was ich brauche.
Ich hatte mir Fakten zur Demenz erhofft, eigentlich aber war die Demenz eher ein Nebenthema, viel mehr ging es um die üblichen kleinbürgerlichen Vorgänge in Dörfern, mit Diskriminierung Unterdrückung, Selbstjustiz, aber auch um eine schöne Romanze.
Eines mindestens aber kann man als Ratschlag sicher mitnehmen, man kann sich nicht mit der Befragung der Eltern über die Vergangenheit ewig Zeit lassen, irgendwann ist es einfach zu spät.