"Und wer sind sie?"

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Zum Inhalt und Aufbau:

Die Geschichte spielt in einem kleinen Schweizer Städtchen namens Brugg. Dort findet jedes Jahr ein Jugendfest statt. Neben einem traditionellen Rutenzug durch die Straßen und einem Tanzabend, machen dabei seit jeher junge Männer ihrer Auserwählten den Hof. So geschah es auch in den 50er Jahren zwischen zwei Verliebten (Helen und ihrem Verehrer). Damals galten jedoch bestimmte Verbindungen nicht als standesgemäß und so kommt alles ganz anders, als die Beteiligten es sich erhofft hatten. Auch der Nebenbuhler spielt hier eine entscheidende Rolle. ie eigentliche Geschichte spielt in unserer Zeit. Die Jugendfestteilnehmer (u. a. Helen) von damals sind nun alle in die Jahre gekommen. Helen hat einen Sohn (Mauro), sie wohnt in einem Pflegeheim, weil sie an Demenz erkrankt ist. Sie hat also Schwierigkeiten sich an bestimmte Dinge zu erinnern und doch fügen sich am Ende alle Bruchstücke zu einem Ganzen. 

Die Erzählweise erfolgt wechselweise aus den Perspektiven der Charaktere Pius, Helen, Mauro, Lindita und Jakob. Zwischendurch bekommt man ab und zu einen Einblick in Helens (wirre) Gedanken.

 

Meine Meinung:

Die Erzählweise und der Schreibstil des Autors haben mir sehr gut gefallen! Die Gegebenheiten um die Krankheit Demenz sind wunderbar melancholisch und stellenweise poetisch geschildert. Im Laufe der Geschichte fügen sich die Bruchstücke aus der Vergangenheit Stück für Stück zusammen. Einige der Charaktere sind mir sehr ans Herz gewachsen, so beispielsweise die Pflegerin Lindita.

Das ein oder andere Mal war ich sehr bedrückt, was die Auswirkungen der Krankheit angeht, aber auch fassungslos über die Ereignisse in der Vergangenheit.

Am Anfang haben mich die Einblicke in Helens Gedanken etwas verwirrt, aber je mehr Bruchstücke aus der Vergangenheit bekannt wurden, umso besser habe ich diese Gedanken verstanden.

 

Es gibt ganz viele Textstellen im Buch, die ich besonders schön fand, bei denen ich innehielt um sie noch einmal zu lesen. „Ich vergesse mich zu erinnern, bei jedem Vergessen male ich einen Stein an. Bin ich wieder Kind? Wo meine alten Hände doch so alt und rindig sind! Weshalb verirre ich mich dann?“

 

Über das Ende war ich überrascht, genau genommen über den letzten Satz. Dieser führt genau zu dem bitteren Geschmack, den eine Krankheit wie Demenz hinterlässt und macht einen sehr nachdenklich und traurig.

 

Fazit: Melancholisch, philosophisch, poetisch. Ein ganz ganz tolles Buch!