Berührender Familienroman

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gisel Avatar

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An einem wunderschönen Sommertag endet Bénédictes unbeschwerte Kindheit: Sie findet ihre Mutter nach einem Selbstmordversuch in ihrem eigenen Blut. Dieses Ereignis teilt ihr Leben und das ihres kleineren Bruders in ein Davor und Danach. Davor schon war ihr Leben geprägt von viel Rücksichtnahme auf die Mutter, nun aber wird es überschattet von den Fragen, was aus ihr geworden ist. Ihr Vater und ihre Großmutter begegnen den Fragen der Kinder mit Schweigen, zudem zieht ihr Vater mit den Kindern an einen anderen Ort, wo er die Leitung einer Klinik übernimmt.
Der Leser erfährt die Geschichte aus Bénédictes Sicht, dadurch erlebt er hautnah die für ein Kind beängstigenden Vorgänge um das plötzliche Verschwinden der Mutter aus ihrem Leben. Bénédicte versucht, mit diesen Veränderungen zurechtzukommen, sie bindet sich enger an ihren Bruder, dem sie Stütze sein möchte. Sie übernimmt Verantwortung, sie findet sich nach und nach zurecht in einer veränderten Welt, doch sie zahlt auch einen Preis dafür: Sie kann plötzlich die Farbe Rot nicht mehr erkennen. Das Cover des Buches spiegelt dies gekonnt wieder.
Mit diesem Roman erzählt Maria Regina Heinitz in eher leisen Tönen eine wunderbare Familiengeschichte, wodurch die Erzählung umso eindrücklicher wird. Bénédicte muss viel zu früh erwachsen werden, doch sie lernt viel in diesem Sommer, und letztendlich findet sie auch ihre Farbe wieder. Als Leser lebt und leidet man mit ihr, fragt und muss damit umgehen lernen, keine (ausreichenden) Antworten zu erhalten. Dieses Buch hat mich sehr berührt und mir einige schöne Lesestunden beschert. Es hat mich neugierig gemacht auf weitere Bücher der Autorin, ich hoffe, dass man noch einiges von ihr hören wird.