Bezaubernd ehrlich

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sultaninchen Avatar

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Als der Sommer eine Farbe verlor - und sie dann nach vielen Jahren wiederfand. In diesem Buch wird sehr einfühlsam die Geschichte von Benedicte erzählt. Sie und ihr Bruder Marcel wachsen mit ihrer Mutter Aimee und ihrem Vater glücklich auf. Es ist nicht immer leicht, besonders wenn Aimee ihre Depressionen bekommt, aber die Familie schafft es. Bis zu dem Tag, an dem Bicky ihre Mutter im Badzimmer findet, die sich dort das Leben nehmen wollte.
Danach wird alles anders - die Familie zieht ohne Aimee, die in einem Sanatorium lebt, nach Sprede. Ihr Vater wird dort Leiter der Irrenanstalt und lässt Marcel und Bicky sehr oft allein. Gertrud, die neue Haushälterin, krempelt das Leben der beiden um und versucht sie gottesfürchtig zu erziehen. Bicky hat durch das Trauma mit ihrer Mutter eine Rot-Grün-Schwäche entwickelt und wird deshalb zu einer Psychiaterin, Franzi, geschickt. Am Anfang macht es ihr überhaupt keinen Spaß, aber mit der Zeit kommen die beiden sich näher. Was auch der Tatsache geschuldet ist, dass Franzi die Jugendliebe von Philo ist, ein kleinwüchsiger Junge im Irrenhaus. Das Interessante an der Sache ist, dass seine Eltern ihn dort abgegeben haben, weil sie kein kleinwüchsiges Kind haben wollten - aber trotzdem erkundigt sich der Polizeimeister fast täglich nach seinem Sohn.
Marcel hat in der Schule schnell zwei Freunde gefunden - das Ei. Zusammen mit ihnen zieht er Frösche auf und erkundet die medizinischen Eigenheiten von Vögeln und anderen Lebewesen mit ihnen.
Bicky hat auch eine Freundin gefunden - Susi. Schnell werden die beiden beste Freundinnen, bringen Franzi und Philo wieder zusammen, erörtern ob Aimee zur RAF gehört und probieren ihren ersten Zungenkuss miteinander aus.
In diesem Buch werden die verschiedenen Geschichten wunderschön miteinander verknüpft. Nicht nur Bicky´s Geschichte, auch Marcel´s und die von den anderen Bewohnern von Sprede. Trotzdem ist das Buch nicht zu überladen, die Leben gehen ineinander über und so verknüpft sich alles zu einem Gesamtbild.
Auch wenn Bicky´s beste Freundin Susi nur erfunden war, hat sie ihr doch über eine wichtige Phase in ihrem Leben geholfen und nachdem Bicky sie loslassen konnte - hatte sie eine neue Person, auf die sich verlassen konnte: ihren Freund.
Zusammen mit ihm fährt sie nach Hamburg zu einer Ausstellung ihrer Mutter in der Hoffnung sie dort zu sehen. Zwar wird diese Hoffnung enttäuscht, aber sie macht Bicky doch trotzdem klar, dass sie ihr Leben weiterleben muss und sich in eine eigene Richtung suchen muss.

Mich hat das Buch sehr berührt, von der Sprache, den angedeuteten Informationen.....die französischen Zitate zwischendurch (die zum Glück hinten übersetzt werden) geben dem ganzen noch eine Würze. Wenn man sich mit dem ganzen Herzen darauf einlässt, stürzt Bickys Verzweiflung einen in die tiefsten Abgründe, aber nur, um dann mit ihr wieder auferstehen und die Welt mit neuen Augen zu sehen.