Was im Jahr 1976 alles geschah

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addi24 Avatar

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Das Buch von Maia Regina Heinitz hat zwar fast 500 Seiten, hat mich aber durch den Schreibstil der Autorin sehr gefesselt. Die Hauptdarstellerin, die 13-jährige Bénédicte, sie hat einen jüngeren Bruder Marcel, der gerade in die Schule kommt. Mit ihrem Vater, einem Arzt und ihrer Mutter Aimee, einer Malerin, leben sie in Hamburg. Die Welt der vier ist fast perfekt, idyllisch und von Kunst, und der Liebe für den Augenblick beseelt. Doch eines Tages wird alles anders - Bénédicte findet ihre Mutter in einer Lache aus Blut, sie hatte versucht sich umzubringen. Nur weil Bénédicte sie rechtzeitig gefunden hat, konnte sie überleben. Was folgt, ist das typische Erwachsenwerden zweier Kinder, die ihre Mutter vermissen. Auch die häufigen Besuche der Großmutter können daran nichts ändern. Bénédicte verliert infolge des Schocks ihre Wahrnehmung für die Farbe Rot. Die Familie zieht nun ohne die Mutter nach Sprede, wo der Vater in einer Psychiatrie als Oberarzt tätig wird, die Mutter wird in Hamburg in ein Sanatorium eingewiesen. Über die gesamte Spanne des Buches taucht sie nicht mehr auf, sondern schreibt ihren Kindern nur noch Briefe. Während die Kinder sich zunächst schwer tun, in Sprede Fuß zu fassen, ist ihr Vater begeistert von seiner neuen beruflichen Perspektive. Bénédicte lernt Susi kennen, die ihre beste Freundnis wird, während sich Marcel mit eineiigen Zwillingen, dem Ei, anfreundet und mit diesen Experimente an verschiedenen Tieren durchführt, er will Arzt werden wie sein Vater. Und dann ist da noch Misha, der interessante Junge mit seinem Fahrrad, in den sich unsere Hauptperson unsterblich verliebt, eine junge Liebe erblüht.
Die Autorin erzählt die Geschichte mit einer ausgeprägten kindlichen Wahrnehmung, verliert sich in Momenten, Fantasien und Worten. Es gibt Augenblicke des Schreckens, der Trauer, Augenblicke der Schönheit und Faszination und Augenblicke, die einfach nirgendwo zuzuordnen sind. Vielmehr laden sie dazu ein, eine kindliche Welt zu betreten, die ihre Leichtigkeit durch ein Schockerlebnis zu verlieren droht. Und sie laden dazu ein, ein Mädchen kennenzulernen, das in all ihrer Faszination für die Besonderheiten des Trivialen plötzlich schneller erwachsen werden muss, als sie es selber möchte.
Das Buch hat mir gut gefallen, es läßt einen an seine eigene Teeniezeit, die erste große Liebe, zurückzudenken und vor allen Dingen zum Nachdenken, was damal im Jahr 1976 alles auf der Welt passierte.