Es ist alles so wahr. Und so gut geschrieben.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
philippaofhennegau Avatar

Von

Sophie Divrys Romanheldin ist jeder von uns, der einmal wirklich RICHTIG pleite war. Das Misstrauen gegenüber Ämtern und anderen Menschen, die Einsamkeit, die wabernden Schuldgefühle den Eltern gegenüber. Sophie Divry beschreibt das Innenleben der Hoffnungslosigkeit mit erschütternder Treffsicherheit. Ihre Heldin ist pleite. Nicht das "bald ist nichts mehr da"-pleite, sondern akut und nachhaltig pleite, ohne Aussicht auf Besserung. Aus gutem Hause kommend ist das eher eine Überraschung – auch wenn es sich schon zwei Jahre lang angebahnt hatte, denn so lange ist es her, dass sie einen festen Job hatte.

Literarisch übertreibt Divry es auch schon mal – und das notiert sie mit einem selbstironischen "Sie lesen ja immer noch" innerhalb einer seitenlangen Aufzeichnung von Musikstilen, die mit diesem Roman sonst nichts zu tun haben.

Ja, ich habe immer weiter gelesen, weil Divry es schafft, Literatur weder lächerlich noch belanglos wirken zu lassen. Ihr Stil dient hier nicht dazu, die Geschichte zu schmücken. Ihr Stil IST die Geschichte. Und das etwas erschütternde Ende ist genau der Punkt, an den Menschen in der Lage der Protagonistin gelangen. Bis zu diesem Punkt habe ich das Buch an zwei Tagen durchgelesen und hatte danach das Gefühl, durch eine das-könntest-du-sein-Waschmaschine geschleudert worden zu sein. Dirvy schreibt so authentisch, dass man sie am liebsten anrufen, in den Arm nehmen und einen Finanzplan mit ihr aufstellen möchte.

Klare Kaufempfehlung für alle, die selbst einmal völlig am Ende waren (für die, die es sind, ist der Preis wohl etwas zu happig). Und auch eine klare Kaufempfehlung für alle, die Lust an Sprache haben. Sophie Divry kann sie befriedigen.