Literarischer Ausflug in die Realität

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
booksalive97 Avatar

Von

Also zunächst einmal hätte ich wohl nie zu diesem Roman gegriffen, wenn ich ihn hätte bezahlen müssen. Die Leseprobe und die Thematik sind zwar sehr interessant, aber es ist enfach komplett anders als alles was ich sonst lese. Ich habe dem Roman aber eine Chance gegeben und wurde nicht total enttäuscht. Eine Lobeshymne kann ich zwar nicht singen, aber es war keine totale Zeitverschwendung...
Was ich schonmal sehr gut fand ist die leichte Art in der der Roman geschrieben ist. Sprachlich ist es wirklich sehr abwechslungsreich und man merkt, dass die Autorin da wirklich was drauf hat. Es ist aber nicht so, dass man sich von so viel literarischem Feingefühl überfordert fühlt, im Gegenteil man fliegt über die Zeilen und damit durch die Handlung. Es lässt sich also sehr flüssig lesen. Andererseits finde ich ein paar Stellen ein wenig übertrieben: So zählt die Autorin auf 3 Seiten verschiedene Musikrichtungen auf oder gibt 2 Seiten Synonyme für Gesprächsführung. Da hab ich mich teilweise gefragt, was das ganze soll...
Die Unterteilung des Romans in 3 Teile hat mir gut gefallen, besonders die kurzen "Inhaltsangaben" waren sehr amüsant. Weiterhin gut fand ich, dass die Autorin ehrlich ihre Situation geschildert hat, diese aber immer wieder durch literarische Freiheiten aufgelockert hat. Man erfährt also von ihren Gängen zum Arbeitsamt und wie sie um jeden Cent quasie kämpft, wird aber durch heitere passagen nicht depressiv... Auch wenn ich manche Handlungsstränge etwas überzogen fand, so hätte man meines Erachtens die Liebschaften von Hector auslassen können.
Besonders hervorzuheben ist auch, dass die Autorin sich neben dem Hauptthema, der Arbeitslosigkeit und wie die Protagonistin damit umgeht, auch anderen, wichtigen Themen widmet. So schneidet sie beispielsweise Armut, Rassismus und Erziehung an und kritisiert oder beführwortet die Einstellung anderer Charaktere zu diesen Themen.
Alles in allem ein Roman, der nicht nur seicht vor sich hin plätschert, sondern beim Leser etwas bewegt, zumindest war es bei mir so. Dennoch kann ich keine 100%ige Empfehlung aussprechen, da ich manche abstrakte Szenen einfach nicht gebraucht hätte. Hätte man diese überspitzten Übertreibungen weg gelassen wäre meine Bewertung besser ausgefallen.