Not lehrt schreiben

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emmmbeee Avatar

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Auch wenn man sich selbst schon in ähnlichen Notsituationen befunden hat, ist es bedrückend, zu lesen, was Sophie mangels Geld alles nicht machen kann und deshalb beinahe ohnmächtig dem Schicksal freien Lauf lassen muss. Abwarten, aber kein Geld fürs Teetrinken. Dafür inspiriert sie die Not zum Schreiben eines erfolgreichen Buches.
Nur: Wenn eine Mutter im Nachhinein liest, wie schlecht es ihrer Tochter vor Jahren ergangen ist und sie es lieber nicht gewusst hätte, was ja leider häufig vorkommt, schleicht sich Bitterkeit zwischen die Zeilen und in die Mutter-Tochter-Beziehung.
Die Handlung wird von Kapitel zu Kapitel irrationaler und verrückter, als ob nun wirklich der Teufel in der Sprachsuppe rührt, ein infernalischer Ritt über Silben und Ausdrücke, durch Schriften und erotische Szenen, dass die Funken stieben.
Gegen Ende taucht die Frage auf: Was kommt noch, das diesem Buch zu einem solchen Erfolg gleich nach seinem Erscheinen verholfen hat? Was soll das Ganze? Ich weiss es nicht. Würde nicht so viel Humor dahinterstecken, man würde es nach kurzer Zeit wieder zuklappen. So aber liest man weiter und nimmt dankbar all die Hoffnung in sich auf, die man doch selbst in ähnlichen Situationen so dringend nötig hat.
Was mir jedoch weniger gefällt, sind Wortschöpfungen wie seufzetern, pflichtpampen und quäkrakeelen. Das wirkt überholt, ausgelutscht und kratzt empfindlich am Witz.
Das Buch kommt mir vor wie das verzweifelte Rudern eines Schauspielers auf der Bühne, wenn er den Text vergessen hat, und wirkt über weite Stellen zäh wie alter Kaugummi. Auch gewisse Aufzählungen haben mich etwas genervt, und ich habe mich dabei ertappt, quer zu lesen.
Zweifellos ein witziger Titel und ein aussergewöhnliches Coverbild, sodass das Buch im Schaufenster ins Auge springt. Das braucht es wohl auch, damit man es überhaupt in die Hand nimmt.