Ungewöhnlich, anspruchsvoll und anstrengend

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bedard Avatar

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Sophie gehört zur großen Schar hochqualifizierter Menschen, die sich finanziell kaum über Wasser halten können. Die fällige Stromrechnung, zehn Tage vor Monatsende, setzt da den Kontostand fast auf Null. Es reicht gerade noch für die allernötigsten Lebensmittel...

Sehr gekonnt und durchaus mit Humor wird der Alltag derjenigen beschrieben, die vor den gefüllten Supermarktregalen stehen und neidisch auf die Einkäufe der anderen starren. Doch auch wenn es immer schwieriger wird, mit der staatlichen Unterstützung und den Einkünften als Autorin den – auch im übertragenen Sinne - Hunger zu stillen, will Sophie zunächst keine anderen Jobs annehmen. Lange hält sie auch gegenüber ihrer Familie ihre wirtschaftliche Not geheim und schließt sich notgedrungen auch von der Teilhabe am sozialen Leben aus. Lediglich ein enger Freund, der in ebenso prekären Verhältnissen lebt, kennt ihre wahre Situation. Schließlich beginnt sie zu kellnern, aber auch das sichert ebenfalls keinen ausreichenden Unterhalt.

Soweit der inhaltliche rote Faden. Viel interessanter ist die ganze Aufmachung des Buches und die Art, in der die Autorin ganz unterschiedliche Geschichten und Gedanken einstreut.
Das beginnt mit dem wunderschönen, ungewöhnlichen Cover, das definitiv neugierig macht. Schon beim Durchblättern fallen dann einzelne Seiten ins Auge, auf denen die Wörter beispielsweise das Bild eines Hauses oder lachende bzw. weinende Smileys zeichnen.

Auch die eingestreuten Dialoge mit dem Teufel oder die Gedanken eines Küchengeräts, das zwecks Einkommensverbesserung verkauft werden soll, tragen zu dem Charme des Buches bei. Nicht zuletzt muss natürlich auf den wirklich bemerkenswerten Umgang mit Sprache eingegangen werden, der seinen Höhepunkt in ganz neuen Wortschöpfungen findet.

Trotzdem habe ich nach anfänglicher Begeisterung angefangen, mit dem Buch zu kämpfen. Zu lang zogen sich Beschreibungen hin, endlose Aufzählungen luden geradezu zum Überblättern ein, auch wenn der Anfang durchaus lesenswert war. Vielleicht wäre ich besser mit dem Buch zurechtgekommen, wenn es in sich abgeschlossene Kurzgeschichten gewesen wären, die man in relativ großen Zeitabständen zur Hand nehmen kann. Aber das passt natürlich nicht in die Rahmengeschichte.

Eine Leseempfehlung kann ich für diesen Roman deshalb nur eingeschränkt geben, denn auch nach langem Nachdenken fällt mir wirklich niemand in meinem durchaus belesenen Umfeld ein, dem das Buch uneingeschränkt gefallen dürfte.