Wortschöpfungsmäßiger Perfektionismus

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meldsebjon Avatar

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Nachdem ich die Leseprobe gelesen hatte, hatte ich ein wortgewandtes, lustiges Buch erwartet, das mir ein vergnügliches Leseabenteuer verschaffen würde. Diese Erwartung wurde erfüllt. Darüberhinaus habe ich eine unglaubliche Vielfalt an Wortspielereien gefunden, eine "Anleitung für eine effektive Andiedeckestarrung" erhalten und ganz viele teils heitere, teils deprimierende Einblicke in den Alltag einer vom Staat finanzierten Arbeitslosen. Da kommen Figuren vor, die nicht damit zufrieden sind, in einem Buch vorzukommen, sie stellen Ansprüche an die Autorin. Inhaltlich aber auch gestalterisch. Auf der Suche nach einer passenden Metapher schüttet sie einen ganzen Sack von diesen aus, nur um sie dann wieder zu verwerfen. Sie rastet verbal aus, als ihre Mutter sich unbedacht über andere Menschen äußert.
Nun beherrscht die Protagonistin zwar die Sprache in all ihrer Vielfalt ganz ausgezeichnet, scheint aber mit dem vorhandenen Wortschatz nicht zufrieden zu sein. Ständig werden neue Wort erfunden, die, obwohl neu, sofort verständlich sind. Die Mutter "widernörgelt" und "unkzürnt", sie selbst hat ein " fabuliziösisches" Schreibtalent, empfindet manche Tätigkeit aber als "ablenkerisch". Manchmal werden Teile des Textes auch künstlerisch gestaltet.
Alles in allem wieder einmal ein Buch, das ich mindestens noch einmal lesen muss und dann mit Sicherheit neue Aspekte entdecken werde. Wieder einmal finde ich es schade, dass man hier nicht mehr als fünf Sterne vergeben kann.
Ein ganz großes Kompliment auch an die Übersetzerin: Ich glaube, dass es unglaublich schwierig und langwierig ist, für ein derart künstlerisches un durchdachtes Werk entsprechende Worte in einer anderen Sprache zu finden. Das ist hier wirklich perfekt gelungen!