die zauberhafte und berührende Geschichte einer Familie in Persien

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
mrs-lucky Avatar

Von

Noor ist 17 Jahre alt, als ihr Vater sie im Jahr 1984 gemeinsam mit ihrem älteren Bruder vom Iran in die USA schickt, um sie vor den unsicheren Zeiten nach der Revolution in ihrem Heimatland zu bewahren. Als 30 Jahre später Noors Leben durch das Scheitern ihrer Ehe ein Riß erhält, kommt der Brief ihres Vaters mit der Bitte, sie in Teheran zu besuchen, gerade recht. In den Sommerferien packt sie eine Tasche und reist mit ihrer 15-jährigen Tochter Lily in ihre alte Heimat. Ihre Großelter väterlicherseits sind viele Jahre zuvor von Russland in den Iran ausgewandert, haben dort das Café Leila eröffnet und sich in das Land und die Kultur verliebt. Noors Vater Zod führt immer noch dieses Café, das zwischenzeitlich um ein Hotel erweitert wurde, gemeinsam mit langjährigen Angestellten, die fest mit dem Café und der Familie verbunden sind.
Der Roman schlägt einen Bogen zwischen dem weltoffenen Persien damals und der teils rauen und gewalttätigen Wirklichkeit heute. Insbesondere für Lily ist es nicht immer leicht, die ihr fremde Kultur zu verstehen und zu akzeptieren. Aber auch ihre anfängliche Ablehnung wird durch de Zauber des Cafés und der dort lebenden Menschen nach einer Weile gebrochen. Das Café bildet eine Art Oase in der manchmal harten Wirklichkeit Teherans heute. In Rückblenden erhält der Leser einen Einblick in die nicht immer einfache Familiengeschichte der Familie Yadegar, der gegenseitige Liebe und Vertrauen insbesondere bei der Bewältigung schwieriger Zeiten eine Stütze war.
Donia Bijan schafft mit ihrer bildhaften und oft poetischen Sprache ein lebendiges Bild vom Leben in diesem für mich fremdartigen Land. Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, die Gerüche aus der Küche des Cafés in der Nase spüren zu können, das fröliche Lachen der Menschen im Café klang in meinen Ohren, ich habe Tränen der Freude, der Trauer und des Entsetzens geweint und selten ein Buch erlebt, dass mich derart berührt. Donia Bijan zeigt die widersprüchlichen Seiten dieser faszinierenden Stadt, Noor ist das Bindeglied zwischen der westliche Welt und den Besonderheiten der persischen Kultur.
Donia Bijans Debütroman, der im Juli 2018 im Ullstein-Verlag erschienen ist, hat mich auf 384 begeistert und ist für mich persönlich eine der Buchhighlights des Jahres.