Fesselnd und berührend

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lunamonique Avatar

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„Als die Tage nach Zimt schmeckten“ ist der Debütroman von Köchin und Autorin Donia Bijan. Zod wünscht sich nichts sehnlicher als seine Tochter wiederzusehen.

Nach 30 Jahren kehrt Noor zurück nach Teheran. Der 75jährige Zod hat seine Enkelin Lily noch nie kennengelernt. Die 15jährige ist entsetzt über die Reise und macht es der Familie mit ihrer Teenager-Sturheit nicht gerade leicht. Für sie ist Teheran ein fremdes Land, viel zu weit entfernt von Zuhause.

Der Prolog mit dem ungeduldig auf einen Brief von seiner Tochter wartenden Zod ist ein gelungener Einstieg in die warmherzige Geschichte. Zwei Welten treffen aufeinander, Amerika und Teheran. Autorin Donia Bijan lässt die Atmosphäre in Zods Heimat anhand von Gerüchen und Speisen aufleben. Zods Sehnsucht nach seiner Familie und seine tiefe Liebe zu Teheran, seinem Café Leila und den Menschen, die dort ein- und ausgehen, wird greifbar. Zod ist die eigentliche Hauptfigur. Sein Leben und sein Schicksal berühren. Mit dem Rückblick 1961 in Paris kommen Wahrheiten und Geheimnisse zu Tage. Eine schockierende Wende macht betroffen. Ungerechtigkeiten, Schrecken und Grausamkeiten, die dunklen Seiten von Zods Heimat sind schwer zu begreifen. Wie im Leben und Land verändert sich auch die Geschichte. Nichts scheint mehr vorhersehbar. Jeder Charakter könnte im nächsten Moment am Abgrund taumeln. Trotzdem schwappt die Liebe zum ursprünglichen Iran auf den Leser über. Das Café Leila wird zum Synonym für Heimat, Familie, Zusammenhalt, Schutz und Sicherheit. Ist es möglich, die zwei Welten Amerika und Iran miteinander zu verbinden? Welche Heimat zählt am Ende? Interessant ist die Entwicklung des Charakters Lily und ihre immer deutlicher werdende Persönlichkeit. Auch Unikat Naneh Goli entpuppt sich als zentrale Figur. Herzerwärmend ist Karim mit seiner hilfreichen Art und besonderen Sehnsucht. Jeder braucht den anderen auf seine Weise. Sprachbarrieren werden überwunden, Zuneigungen entstehen. Mehr und mehr entwickelt der Roman eine unglaubliche Intensität. Mitfiebern fällt leicht. Ungeahnte Gefahren lauern. Die Spannung steigt. Alles kann passieren. Gefühle bestimmen Entscheidungen. Das letzte Buchdrittel wird zur Achterbahnfahrt. Ein kluger Plot mit Überraschungen und einem gelungenen Ende.

Das Cover beeindruckt mit einer besonderen Atmosphäre, die durch Szene und Farben ausgelöst wird. Der Titel klingt nur im ersten Moment kitschig und gibt einen Hinweis auf die Geschichte. „Als die Tage nach Zimt schmeckten“ ist ein beeindruckendes Debüt, das seine eigentliche Kraft mit dem Aufenthalt in Teheran nach und nach entfaltet. Unvorhersehbar, fesselnd, erschütternd. Ein sehr empfehlenswertes Buch.