Mi hija, no llores

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bavaria123 Avatar

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Der Iran ist für mich ein Land, welches eher unbekanntes Territorium ist. Einige politische Begebenheiten kommen mir in den Kopf, so die ab 1977 stattfindenden gewaltsamen Demonstrationen, Mord- und Brandanschläge, die das Land in seinen Grundfesten erschütterten und zu dem Weggang von Schah Reza Pahlavi sowie dem Beginn der islamischen Revolution führte. Und natürlich die Golfkriege zwischen 1980 und 2003.

So habe ich mich sehr darüber gefreut, mit diesem Buch sicher einen ganz anderen Einblick in das Land und auch ein wenig dir Kultur dort zu bekommen. Und das hat die Autorin Donia Bijan auch absolut geschafft. Im Roman erfährt der Leser immens viel über den Alltag im Iran, und das über einen längeren Lebenszeitraum. Für mich als Deutsche bzw. Europäerin ist es schon befremdlich, wie das Leben in einem theokratischen, totalitären und autoritären System, in dem die Todesstrafe noch ausgeführt und ein Mädchen mit 13 Jahren heiratsfähig wird, abläuft.

Donia Bijan vermittelt aber keinen Geschichts- oder Politikunterricht. Ganz im Gegenteil. Der Roman ist ausgesprochen gefühlvoll und interessant geschrieben. Er hat mich nachdenklich und er hat mich auch neugierig gemacht.
Nachdenklich, denn diese Familie ist mir doch schnell ans Herz gewachsen. Der sehr kranke Zod, der vor 30 Jahren seine Tochter Noor und ihren Bruder Mehrdad nach Amerika auswandern lies. Die Krankenschwester Noor, die von ihrem Mann betrogen wird. Lily, für die die fremde Kultur ein großer Schock ist und die in gefährliche Situationen gerät.
Neugierig darauf, Teheran zumindest in einem Bildband mal kennen zu lernen. Und neugierig auf die Persische Küche. Da merkt man, dass die Autorin auch Köchin ist. Ich hatte den Duft von Zimt, Koriander, Kurkuma und Reis in der Nase und Appetit auf eingelegtes Gemüse und Kräuterjoghurt.
Im Nachhinein ist mir auch Dr. Mehran ans Herz gewachsen, dachte ich doch zunächst, ein so herzlicher engagierter Arzt ist etwas zu übertrieben dargestellt. Im abschließenden Dank der Autorin habe ich aber erfahren, dass es sich bei dieser Person um ihren Vater Dr. Bijan handelt

Ich habe das Buch innerhalb weniger Tage durchgelesen. Meine einzige Kritik richtet sich an den Umstand, dass ich gerade zu Beginn ein wenig Schwierigkeiten mit den Zeitsprüngen hatte. Da hätte mir beispielsweise ein Stammbaum geholfen.
Ansonsten hält das Buch, was das warme berührende Cover und der Titel verspricht. Gerne dafür 4 dicke Sterne.