Sehr berührend

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zeilentänzer Avatar

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Der Roman erzählt die Geschichte einer Familie aus dem Iran. Dabei werden vier Generationen beleuchtet. Die Hauptprotagonisten des Buches sind Noor und ihr Vater Zod, deren Perspektiven sich im Laufe der Geschichte abwechseln. Noor arbeitet in San Francisco als Krankenschwester und lebt mit Mann und Kind in einem schicken Haus. Als sie herausfindet, dass ihr Mann sie betrügt, will sie nur noch fliehen. Die Sehnsucht nach ihrem Vater und ihrem Heimatland, bewegen Noor dazu, gemeinsam mit ihrer Tochter in den Iran zu reisen. Dort muss sie feststellen, dass sich vieles geändert hat und ihr geliebter Vater todkrank ist.

Bijan erzählt auf sehr dramatische, beklemmende Weise von der Iranischen Revolution im Jahr 1979 und der Gegenwart im Jahr 2014. Noor emigriert mit siebzehn Jahren nach Amerika um dort ein besseres Leben führen zu können. Ihr Vater erhofft sich für seine Kinder dort eine Zukunft mit Perspektive. Noor ist anfangs dagegen, beugt sich aber dem Willen ihres Vaters. Noor liebt ihren Vater sehr und vergötterte auch ihre verstorbene Mutter, die während der Revolution ums Leben kam. Sie weiß lange nicht, weshalb ihre Mutter sterben musste. Als sie mit ihrer Tochter Lily in den Iran reist, muss sie am eigenen Leib erfahren, welche Einschränkungen die weibliche Bevölkerung hat.

Die Autorin vermittelt dem Leser eine große Sehnsucht und eine Art Hassliebe zum Land ihrer Eltern. Besonders der kulinarische Einfluss wird groß geschrieben und ich konnte die zubereiteten Gerichte im Café Leila fast auf der Zunge schmecken. Dieser Ort war und ist für Noor Rückzugsort und Heimat zugleich. Während der Titel des Buches viel Sinnlichkeit verspricht, wird einem die Heftigkeit und Brutalität der iranischen Revolution und deren Folgen für die Bevölkerung beim Lesen schnell bewusst.

Ich habe sofort in die Geschichte hineinfinden können und mochte die Erzählweise von Donia Bijan zweifelsohne sofort. Der Wechsel zwischen der glorreichen Vergangenheit ihrer Familie zwischen 1920 und 1979, der Emigration in die USA und die noch immer trostlose Gegenwart des Irans führten bei mir zu jeder Menge emotionaler Zerrissenheit. Besonders gut gelingt es Bijan, ihre Figuren lebendig darzustellen und ihnen eine einzigartige Persönlichkeit einzuhauchen. Zudem werden Orte und Geschehnisse äußerst authentisch und detailliert geschildert, sodass ich mich stets an den Ort des Geschehens versetzt fühlte.

Ein unglaublich berührender, ernsthafter und wachrüttelnder Roman über die Liebe zur Familie und zur Heimat, der nicht darauf verzichtet, die Grausamkeiten eines Landes und dem Schicksal der Menschen zu thematisieren, dabei aber immer den starken Lebenswillen der Protagonisten in den Vordergrund rückt und den Genuss nicht zu kurz kommen lässt.