Absolut lesenswert!

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frauke.ch Avatar

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Der Roman "Als die Welt zerbrach" ist der Nachfolger des Buches "Der Junge im gestreiften Pyjama", das ich nicht gelesen hatte. Das neue Buch lässt sich aber problemlos unabhängig vom ersten lesen. Es hat mich so gefesselt, dass ich die mehr als 400 Seiten in zwei Tagen verschlungen habe. Dies liegt sicherlich auch an den fesselnden Schreibstil von John Boyne.

Das Buch ist in drei Abschnitte aufgeteilt, in denen die Zeitebenen von Kapitel zu Kapitel von der Gegenwart 2022 in verschiedene frühere Jahre wechselt. Die Protagonistin Gretel ist die Tochter eines KZ-Kommandanten. Sie entkommt 1946 unter falschen Namen mit ihrer Mutter nach Paris. Im ersten Abschnitt nehmen wir an Gretels Erlebnissen 1946 in Paris und 2022 in London teil. Im zweiten Abschnitt wechseln die Erlebnisse zwischen 1952 in Sydney und 2022 in London. Der dritte Abschnitt beschreibt ihre Erlebnisse in London in den Jahren 1953 und 2022.

Das ganze Buch durchzieht die Frage, ob die zwölfjährige Tochter eines KZ-Kommandanten mitschuldig am Holocaust ist. Ich halte es für zu hoch gegriffen, einem zwölfjährigen Kind eine solche Schuld zuzuweisen. Zusätzlich ist Gretel zugute zu halten, dass sie - zumindest seit 1946 - keinerlei Sympathie für die Nazis zeigt. Gleichwohl ist die Frage berechtigt, welche Verantwortung Gretel für die Vergangenheit trägt. Sie hat nach dem Kriegsende unter verschiedenen falschen Namen gelebt und ihre Vergangenheit verleugnet. Sie hat sich nie den Behörden gestellt. Sie hätte mit ihrem Wissen helfen können, die KZ-Verbrecher zur Rechenschaft zu ziehen und dadurch das Leid der Hinterbliebenen mindern können.

Der Roman von John Boyne sorgt dafür, dass der Holocaust auch 80 Jahre danach nicht in Vergessenheit gerät. Das Buch ist gut geschrieben und der flüssige Schreibstil macht das Lesen zu einem Vergnügen. Ich finde "Als die Welt zerbrach" absolut lesenswert und kann das Buch wärmstens weiterempfehlen.