Berührend

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
clara_fall Avatar

Von

Die Gleichförmigkeit ihres Lebens wird unerwartet gestört, als Gretel neue Untermieter bekommt. Anfangs noch zurückhaltend, verspürt sie schon bald, wie sehr deren Leben mit ihrem zu tun hat und dass sie sich nicht bis an ihr Lebensende vor allem und jedem verstecken kann.

Diese Kurzbeschreibung des Buches würde in meinen Augen niemals vermuten lassen, dass sich dahinter die Fortsetzung des unvergesslichen Buches "Der Junge im gestreiften Pyjama" verbirgt. Um so mehr hat mich dieses Werk überrollt - ich war von der ersten Seite gebannt, vieles kam sofort wieder in Erinnerung, aber mittendrin habe ich mich auch nochmal auszugsweise mit dem ersten Teil auseinandergesetzt, um ein Gesamtbild zu bekommen. Jede einzelne Figur berührt mich, wenn auch nicht immer positiv. Da ist noch einmal Gretels Vater mit all seinen Facetten und da ist Henrys Vater. Beide wollen sie das Beste für ihr Kind, doch mit welchen Mitteln? Beständig muss der Leser mit sich ins Gericht gehen, immer wieder stellt sich die Frage, wie hätte ich an deren Stelle gehandelt.

Eine sehr berührende Aufarbeitung einer Handlung, die sich nun schon über viele Jahrzehnte hinzieht und den Betroffenen keine Ruhe lässt. John Boyne hat wieder mit viel Herzblut geschrieben. Es ist nicht nur die geschichtliche Aufarbeitung, die er hier dem Leser "zumutet", sondern es sind auch die Überraschungen, die immer wieder unerwartet auftauchen und das Geschehen mit Lebendigkeit erfüllen. Mit dem Ende bin ich nicht ganz so einverstanden, aber jeder Mensch hat bekanntlich eine andere Auffassung von Gerechtigkeit. Für mich gehört dieses Buch genauso wie sein Vorgänger ins persönliche Bücherregal, werde es meinen Kindern wieder empfehlen zu lesen und hoffe, dass auch dieses Eingang findet in die empfehlenswerte Literatur für junge Menschen. Das Cover ist in seiner Art anders als der erste Teil, aber trotzdem passend gestaltet und dem Thema angemessen.