Eine Frage der Schuld?

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justm. Avatar

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"Als die Welt zerbrach" wird ja groß als Fortsetzung von "Der Junge im gestreiften Pyjama" beworben. Und in sich ist das auch schlüssig, könnte jedoch Leser*innen abschrecken bei denen es - ähnlich wie bei mir (14 Jahre) - schon ein ganze Weile her ist, als dieses gelesen wurde.
Da ich weder Zeit noch Muße hatte "Band 1" nochmal zu lesen, hab ich es beim Wikipedia-Artikel zum Buch belassen und bin damit tatsächlich ganz gut gefahren.

Zumal Autor John Boyne es gut schafft die Ereignisse seines ersten Buches zumindest nochmal anzudeuten.

In drei Abschnitten mit jeweils abwechselnden Zeitebenen erzählt er nun in diesem Buch die Geschichte von Brunos Schwester Gretel. Wie verlief ihr Leben nach den schrecklichen Ereignissen im Krieg? Hat sie diese verarbeitet? Oder rennt sie doch eher vor ihnen davon?

All das in einem Schreibstil, der mich nur so durch die Seiten fliegen ließ und es auch schaffte mich emotionell zu berühren.

Warum gebe ich dem Buch dennoch nur 3,5 Sterne?
Weil ich das omnipräsente Schuld-Thema hier nicht gut umgesetzt fand.
Zum Einen ist es für mich nicht schlüssig, wie man einer 12-Jährigen die Schuld für die Greueltaten des Vaters geben kann / möchte. (Zumal Boyne zusätzlich versucht die Ereignisse aus Band 1, hier Gretel "anhängen" zu wollen - was, und dazu habe ich extra noch mal nachgelesen, in sich nicht schlüssig ist, da der zeitliche Ablauf dieser Geschehnisse in beiden Büchern unterschiedlich erzählt wird und nicht zusammen paßt.)
Zum Anderen ist der "Vergleich", die Wiederholung von Bösem, der sich im "Hier"-Handlungsstrang aufdrängt, nicht passend. Man kann nicht eine Schuld mit einer anderen vergleichen.

So bleibt die Schuldfrage mit der Gretel sich rumschlägt mir auf intellektueller Ebene zwar unklar, auf der emotionalen Seite jedoch dennoch verständlich.

Fazit: Ein Buch, das nicht frei von Fehlern ist, aber dennoch zu berühren weiß!