Fand ich sogar noch besser als "Der Junge im gestreiften Pyjama"

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Der Junge im gestreiften Pyjama ist für mich ein moderner Klassiker. Von der "Fortsetzung" (vielleicht eher einem Spin Off?) der Geschichte habe ich mir einiges erhofft und ich wurde nicht enttäuscht.

Dieses Mal liegt der erzählerische Fokus des Buches auf Gretel, deren Bruder auf tragische Weise verschwand. Gretel erreicht charakterlich im Gegensatz zu ihrer Rolle im Jungen im gestreiften Pyjama eine ungemeine Tiefe und Prägnanz und ich habe sehr mit ihr mitgefiebert und mitgelitten.

Dies liegt auch daran, dass der Autor hier geschickt mit verschiedenen Zeitschienen arbeitet und man so einen tiefen Einblick in Gretels bewegtes Leben bietet - gleichzeitig auch eine Reise durch die bewegte letzte Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Es kommen dabei essentielle Fragen auf, vor allem die nach der persönlichen Schuld und dem eigenen Umgang mit der deutschen Vergangenheit. Die Gedankengänge Gretels sind sicherlich vielen der Großelterngeneration nicht fremd und konnten mich nachhaltig beeindrucken, musste ich dabei doch selbst oft an die Verschlossenheit der eigenen Großeltern zum Thema denken.

Durch viele Kniffe und Aha-Momente sowohl den pointierten Erzählstil zeigt John Boyne hier sein ganzes Können und hat mich insgesamt mit diesem Roman richtiggehend umgehauen. Für mich ein Highlight des Jahres.