Fortsetzung des Weltbestsellers

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„Ich war zwölf! – Das ist alt genug, um den Unterschied zwischen Freiheit und Gefangenschaft zu verstehen, erwiderte er und stand auf. Zwischen Hunger und Verhungern. Zwischen Leben und Tod und Richtig und Falsch!“

Jahre nach dem Erscheinen des Romans „Der Junge im gestreiften Pyjama“ ist dies nun die Fortsetzung und lässt uns am Leben von Brunos älterer Schwester Gretel nach den Ereignissen 1942 teilhaben.

Erzählt wird in zwei Strängen: Im Hier und Jetzt lebt Gretel seit Jahrzehnten in London und muss sich, konfrontiert mit Unrecht in ihrem direkten Umfeld, ihrem Gewissen und ihrer Verantwortung stellen. - In parallelen Rückblenden erleben wir, wie es Gretel nach dem Krieg ergangen ist und begleiten sie nach Paris, Sydney und London.

Ich habe zahlreiche Romane von John Boyne gelesen und mag seine Erzählsprache und die Sogwirkung seiner Geschichten sehr. Insofern war ich auch gespannt auf diesen neuen Roman. Und ich kann sagen: Erwartung erfüllt. Ein spannender Plot, immer wieder neue Aspekte und durch die Rückblicke auf die Ereignisse 1942 auch ein interessantes Anknüpfen an den ersten Roman.

Für mich ganz persönlich kommt jetzt jedoch das große „ja, aber“. Mir war die Story zu aufgeladen, zu viele Zufälle, zu konstruiert wirkende Ereignisse. Da wäre weniger tatsächlich mehr gewesen.

Was jedoch mit dem Abstand von gut einer Woche immer noch an mir nagt, ist die Frage der Schuld, die sich durch das ganze Buch zieht. Und ja, es gibt da diesen einen Aspekt, den ich durchaus mitgehe. Aber eine grundsätzliche Schuld der Kinder an den Taten ihrer Eltern? Ich habe viel Historisches, viele (Auto)Biografien, auch Romane zur und aus der NS-Zeit gelesen. Und „Schuld“ spielt darin oftmals eine sehr wichtige Rolle, sehr differenziert, weit und eng gefasst. Und diese differenzierte Auseinandersetzung ist mir hier viel zu oberflächlich. Gerade bei der Darstellung der erwachsenen Gretel wäre da so viel Raum gewesen – der leider so gar nicht genutzt wurde. Schade!