Gretels Leben mit der Schuld

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herzchen.65 Avatar

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"Als die Welt zerbrach" war nicht mein erstes Buch von John Boyne. Schon "der Junge mit gestreiften Pyjama" oder "Der Junge auf dem Berg" haben mir damals sehr gefallen. In jedem Buch legt Boyne den Fokus auf eine andere Perspektive und ein anderes Leben während des zweiten Weltkriegs. Hier geht es nun um die Frage der Schuld und die Zeit danach. Auch wenn Gretel mit ihre Mutter die Zelte in Deutschland 1946 abbrach und sie über Polen, nach Paris, Australien und später nach London floh um endlich der Vergangenheit zu entkommen, so bleibt das Trauma wie ein Schatten an ihr haften. Gretel hofft mit jedem Neuanfang, das Erlebte und die Schuld abschütteln zu können, doch früher oder später wird sie immer wieder damit konfrontiert. Warum ist sie damals nicht aufgestanden und hat sich für das Gute eingesetzt? Doch was hätte sie als zwölfjähriges Mädchen und Tochter eines KZ-Kommandanten schon bewegen können, ohne sich selbst zu belasten? Jetzt,2022 in London, als eine junge Familie in die Wohnung unter ihr einzieht, macht sie erstaunliche Entdeckungen und wird erneut mit dieser Ungerechtigkeit und der Vergangenheit konfrontiert. Wird sie sich dieses Mal für andere einsetzen oder sich für ihre Sicherheit entscheiden?

Diese Geschichte empfand ich sehr beklemmend und sehr aufwühlend. Ich habe mit Gretel von der ersten bis zur letzten Seite mitgefiebert, mich sehr gut in ihre Lage hineinversetzen können und las diesen Roman wie im Rausch binnen kürzester Zeit. Die Aufteilung in drei große Abschnitte, die einmal von der Flucht mit der Mutter nach Paris, ihre Zeit in Australien und von London erzählen, fand ich sehr hilfreich um die unterschiedlichen Erlebnisse und ihr Handeln zu verstehen. Auch wenn der Krieg schon lange vorbei ist, so sind seine Auswirkungen nach wie vor spürbar. Ein sehr intensives Buch, das ich sehr gerne empfehlen möchte!