Packende Fortsetzung um die Frage nach lebenslanger Schuld

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nessie6 Avatar

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Mit „Als die Welt zerbrach“ ist John Boyne ein packender und aufwühlender Roman gelungen, der für mich zu den Buchhighlights dieses Herbstes zählt. Es handelt sich - wie an der gelungenen Covergestaltung bereits zu erkennen ist - um die Fortsetzung des Bestsellers „Der Junge mit dem gestreiften Pyjama“ und enthält zahlreiche Anspielungen darauf, so dass man das Buch meiner Meinung nach nur lesen sollte, wenn man den ersten Band (oder zumindest den Film dazu) kennt.
„Als die Welt zerbrach“ greift zwar die Geschichte wieder auf, erzählt sie jedoch aus der Sicht von Brunos Schwester Gretel weiter. In drei großen Teilen gibt sie ihre Lebensgeschichte anhand verschiedener Stationen wieder, die in Form von Briefmarken auf dem Cover angedeutet werden. Verwoben wird ihre autobiografische Darstellung mit der Gegenwart, also „London 2022“ und dem Einzug der neuen Nachbarn in der Wohnung unter ihr, die Gretels Leben bald massiv beeinflussen.
Durch diese Verbindung mit den gegenwärtigen Erlebnissen und dem permanenten Wechsel der Zeitebenen entwickelt das Buch eine besondere Dynamik, die mich von Beginn an gefesselt hat. Im Gegensatz zum Vorgängerband ist dieser Roman nicht als „Fabel“ überschrieben und setzt sich intensiv mit den Verbrechen der Nationalsozialisten in Auschwitz und dem Thema Schuld auseinander. Deshalb hat mich dieses Buch – bei aller Begeisterung für den ersten Band – noch mehr überzeugt, weil es nicht bei vagen Andeutungen und einer kindlich-naiven Perspektive bleibt, sondern Gretels Kampf mit der eigenen Vergangenheit schildert, der ihr gesamtes Leben prägt.