Schuld und Verantwortung

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lilli333 Avatar

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ACHTUNG: MEINE REZENSION ENTHÄLT SPOILER ZU „Der Junge im gestreiften Pyjama“

Inhalt:
Gretel ist die Tochter des berüchtigten Kommandanten des Konzentrationslagers Auschwitz. Nach dem Krieg floh sie zusammen mit ihrer Mutter; der Vater wurde gehängt. Heute ist Gretel über 90 Jahre alt und lebt als wohlhabende Frau in London. Immer noch verheimlicht sie ihre unrühmliche Abstammung, muss sich aber stets mit Schuld und Verantwortung auseinandersetzen.

Meine Meinung:
Vor vielen Jahren erschien von John Boyne „Der Junge im gestreiften Pyjama“.Es geht darin um Bruno, den neunjährigen Sohn des Lagerkommandanten von Auschwitz, der sich mit einem Juden anfreundet und letztlich zu Tode kommt.

In der aktuell erschienen Fortsetzung „Als die Welt zerbrach“ erzählt nun die mittlerweile hochbetagte Gretel, wie ihr Leben seit damals verlaufen ist und wie es heute ist. Abwechselnd werden die Erzählstränge in der Vergangenheit und in der Gegenwart weitergeführt, wobei sie sich einander immer mehr annähern.

Gretel muss sich immer wieder damit befassen, welche Mitschuld sie als damals zwölfjähriges Mädchen an den Taten ihres Vaters trägt, welche Schuld sie am Tod ihres Bruders hat und welche Verantwortung sie heute übernehmen muss, um nicht schon wieder und immer noch tatenlos zuzusehen, wenn anderen Menschen Schaden zugefügt wird.

Wie schon mit dem Vorgängerroman konnte John Boyne mich auch mit Gretels Geschichte fesseln. Sein eindrücklicher Schreibstil setzt bei mir unweigerlich das Kopfkino in Gang und ich kann ganz tief in die Handlung eintauchen. Hinzu kommt, dass die Geschichte aus Gretels Perspektive in der 1. Person erzählt wird, sodass man sich sehr gut in die Protagonistin hineinversetzen kann. Aber auch wenn man denkt, man wüsste alles über sie, werden nach und nach noch Geheimnisse aufgedeckt, was ich sehr spannend fand.

Zuweilen habe ich mich an Wiederholungen bzw. zu ausschweifenden Ausführungen gestört, aber im Großen und Ganzen ist der Roman genauso empfehlenswert wie der Vorgänger.

Fazit:
Ein fesselnder Roman über Schuld und Verantwortung, der zum Nachdenken anregt und auch betroffen macht.