sehr berührend und wirkt lange nach

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nikomiko Avatar

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"Als die Welt zerbrach" ist die Fortsetzung von John Boynes Bestseller Roman "Der Junge im gestreiften Pyjama". Ich habe vor einiger Zeit den Film gesehen. Dann kam "Als die Welt zerbrach" und ich war sehr neugierig wie damals das Leben doch weiter ging. Anschließend habe ich auch das Hörbuch von "Der Junge im gestreiften Pyjama" gehört und somit hat sich das Bild in meinem Kopf ergänzt, wäre aber nicht notwendig gewesen, weil die Fortsetzung "Als die Welt zerbrach" kann man unabhängig von dem ersten Band lesen. Das Wichtigste wird wiederholt. Falls man vorher "Der Junge im gestreiften Pyjama" nicht gelesen hat, wird man aber neugierig.
In "Als die Welt zerbrach" erfahren wir die Geschichte von Gretel, Brunos Schwester, die mir ihr Mutter nach dem Kriegs Ende nach Paris, Australien und schließlich London geflüchtet ist. Ich würde am liebsten fast keine Details erzählen, dieses Buch verdient es gelesen zu werden.
Das Buch ist sehr spannend, man wird gefesselt von den ersten Seiten schon. Die über neunzig jährige Gretel Fernsby ist Witwe und wohnt im heutigen Mayfair. Als eine junge Familie in die Wohnung unter ihr zieht, lernt Gretel der neun jähriger Henry kennen, der bei ihr Erinnerungen ruft. Die sind meistens schmerzhafte Erinnerungen und alles dreht sich um die Frage der Schuld. Wenn Bruno in "Der Junge im gestreiften Pyjama" erst 9 Jahre alt war und Auschwitz wird durch seine unschuldigen Augen betrachtet, war Gretel damals schon 12, bzw 14 Jahre alt, als der Krieg zu Ende ging. Das war schon ein Alter wo man einiges besser verstehen kann und dann stellt sich die Frage, wessen Schuld war das Ganze, wie viel Schuld trägt jeder.
Das Hörbuch "Als die Welt zerbrach" ist von Elisabeth Günther vorgelesen. Man kann sehr leicht zwischen der junge und der alte Gretel unterscheiden, was ich großartig gefunden habe. Ich finde da hat die Sprecherin eine tolle Arbeit geleistet.
Das ganze Buch steht unter der Frage, wie viel Schuld trägt Gretel. Sie selber fühlt sich schuldig und wundert sich, wenn andere Charaktere anders empfinden. Sie versucht irgendwo dazuzugehören, leider passt sie nirgendwo. Die Frage ist auch, wie viel und wie lange muss sie dafür zahlen und wer entscheidet das. Während ihres Lebens hat schon einige Male dafür bezahlt. Ob das gereicht hat?! Das Ende des Buches war sehr passend - und hier möchte ich auch nichts verraten, das Buch verdient es gelesen zu werden.

Fazit:
Auch wenn ich mich mehrmals wiederhole und das Buch keine leichte Lektüre ist, das Buch verdient es auf jeden Fall gelesen zu werden. Das Buch ist sehr sensibel und mitfühlend geschrieben und die Krieg-Schuld Problematik wird aus sehr viele und sehr unterschiedliche Sichtweise gestellt. Das Buch versucht auf keinen Fall eine Antwort zu geben, sondern nur die Problematik ins Raum zu stellen. Für mich war "Als die Welt zerbrach" um einiges besser als "Der Junge im gestreiften Pyjama", reifer, sensibler und wirkt lange nach.