Sehr emotional

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westeraccum Avatar

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Das Buch ist quasi die Fortsetzung des Buches "Der Junge im gestreiften Pyjama", das man auf jeden Fall vorher gelesen haben sollte, um die Zusammenhänge zu verstehen.
Gretel, die Tochter des KZ-Kommandanten, ist zusammen mit ihrer Mutter nach dem Krieg unter falschem Namen nach Paris geflohen, der Vater wurde hingerichtet. Dort versuchen sie sich ein neues Leben aufzubauen, doch die Schuld am Tod ihres kleinen Bruders lässt Gretel nicht zur Ruhe kommen. Nach dem Tod der Mutter geht sie nach Australien und dann nach England, wo sie endlich einen sicheren Hafen bei Edgar, einem Geschichtsprofessor, findet. Nach seinem Tod lebt sie weiter in der vornehmen Wohnung in Mayfair. Als eine junge Familie mit ihrem kleinen Sohn in das Haus einzieht, merkt sie bald, dass der Vater gewalttätig ist. Was soll sie tun? Muss sie wieder schuldig werden?
Das Buch ist sehr gut lesbar und man kann es kaum aus der Hand legen. Die Geschichte ist in zwei Erzählstränge eingeteilt, einmal die Gegenwart in Mayfair und dann der Rückblick auf die Vergangenheit, beide wechseln sich ab. Man kann gut nachvollziehen, dass Gretel schwer unter den Schuldgefühlen leidet, obwohl es unwahrscheinlich ist, dass sie, die damals noch ein Kind war, juristisch für die Verbrechen der Nazis zur Rechenschaft gezogen würde.
Das Ende ist aufgebaut wie eine griechische Tragödie, Gretel macht sich in jedem Fall wieder schuldig und muss zu ihren Taten stehen.
Mich hat das Buch sehr bewegt, allerdings war es mir manchmal etwas zu oberflächlich, wie auch schon der erste Band. Ich halte es aber auf jeden Fall für lesenswert.