Sehr gelungene Fortsetzung

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sophie h. Avatar

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Die Fortsetzung des Weltbestsellers „Der Junge im gestreiften Pyjama“ steht auf dem Cover des Buches. Das Buch vom Jungen im gestreiften Pyjama hat mich damals mehr als sehr berührt. Umso neugieriger war ich auf die Fortsetzung. Kann das überhaupt gehen? Eine Fortsetzung? Es geht! Es geht sogar sehr gut!

Gretel, die Schwester vom Jungen im gestreiften Pyjama, ist mittlerweile über 90 Jahre alt und lebt ein sehr beschauliches Leben in London. Ihr Mann ist vor ein paar Jahren gestorben. Den Tod ihres Bruders versucht sie zu verdrängen. Sie erwähnt nicht einmal seinen Namen. Auch über ihre Flucht schweigt sie beharrlich. Und schon gar nicht redet sie über ihren Vater, der ein berüchtigter Lagerkommandeur war. Zu groß ist ihre Angst, dass man sie des Vergehens ihres Vaters anklagen würde. Als dann eine Familie in die Wohnung unter ihr einzieht, erinnert der kleine Junge sie sehr an ihren Bruder und alles kommt wieder hoch. Dann tauchen auch noch Menschen auf, die wissen, was damals geschehen ist und welche Schuld Gretel trägt.
Das ist die zentrale Frage des Buches: Hat Gretel Schuld an dem, was damals geschah? Ist sie mitschuldig für das, was ihr Vater den KZ-Häftlingen angetan hat? Obwohl sie noch ein Kind war?

Mich hat das Buch von seiner ersten Seite an in den Bann gezogen, sodass ich es kaum zur Seite legen konnte. Es hielt auch noch so manche Wendungen bereit, mit denen ich nicht gerechnet hätte. Das Buch wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Einmal erzählt sie die Geschichte von Gretel nach Kriegsende auf der Flucht mit ihrer Mutter. Die zweite Ebene spielt in der Jetzt-Zeit, in der alle Fäden zusammenlaufen. Ein tolles, spannendes Buch, das zugleich sehr nachdenklich macht. Ich kann es nur jedem empfehlen!