Umgang mit der Schuld

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pewie Avatar

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Die 91jährige Gretel lebt allein in einer großen Wohnung und will nur noch ihre Ruhe haben. Ruhe vor den Nachbarn, vor neugierigen Fragen, vor ihrem Sohn am liebsten allein die letzten Lebensjahre vorüber ziehen lassen. Sie hat allen Grund für dieses Bedürfnis, denn sie ist die Tochter des Lagerkommandanten von Ausschwitz. Die Erinnerung an die Zeit und die Erkenntnis das sie trotz ihres damals jungen Alters schuldig ist macht sie einsam. Damals hat sie ihren Bruder verloren, sie fühlt sich mitschuldig an seinem Schicksal.
Der Autor erzählt ihr Leben jetzt und ihre Vergangenheit nach der Flucht aus Polen, mit gefälschten Papieren in Frankreich, Australien und dann in England. Sie hat dort geheiratet einen Sohn bekommen und ihre Geheimnisse bewahrt.
Nun zum Ende ihres Lebens zieht eine Familie mit einem Jungen in ihr Haus, dieses Kind erinnert sie an ihren Bruder. Die lange verdrängten Geheimnisse drängen hervor.
Die Person der Gretel ist auf dem ersten Blick schwer zu verstehen, damals ist ihr Verhalten verständlich aber heute hat man einen anderen Blick auf die Kinder der Täter. Als Außenstehende betrachtet man Schuld anders wie die Betroffene auch die Rolle des Jungen wirkt unnatürlich, ich kenne kein Kind das so spricht oder handelt.. Das ist nicht die einzige Frage in diesem Buch, es geht auch um Hinsehen oder Wegschauen. Wann muss man handeln und was ist angemessen.
Der Schreibstil ist genau wie beim erwähnten Vorgänger, manchmal sehr bemüht als ob der Autor nach passenden Sätzen gesucht hat. Die Betroffenheit wirkt persönlich und nicht ausgedacht.