Wie definiert man Schuld?

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arwentrispotter Avatar

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"Ich meine, findest du wirklich, dass wir beide Vergebung verdient haben?"

Der Nachfolger von "Der Junge im gestreiften Pyjama" ist sehr aktuell, auch wenn es größtenteils um den 2.Weltkrieg geht.
Das Cover passt zwar gut zum Vorgänger und auch zum Inhalt des Romans, konnte mich jedoch nicht ganz überzeugen - der Inhalt dafür umso mehr!
Die Geschichte wird in zwei Zeitschienen erzählt: Die Vergangenheit kurz nach Ende des 2.Weltkrieges und den Ereignissen des Vorgängerromans und die Gegenwart (2022).
Die Protagonistin Gretel ist mittlerweile 92 Jahre alt und muss ihre deutsche Herkunft nicht mehr verstecken. Der Frage nach ihrer eigenen Schuld entkommt sie jedoch nicht.

Der Zeitenwechsel hat mir sehr gut gefallen, auch wenn mir als Leserin nicht von Anfang an klar war, wohin der Zeitstrang der Gegenwart führen soll. Sobald dies klar wurde, sind die Seiten nur so dahingeflogen. Gretels Handlungen und Gedanken in der Gegenwart, waren sehr nachvollziehbar durch die Erzählung ihrer sehr schwierigen Vergangenheit.
Auch wenn mir Gretel nicht immer sympathisch war, ist sie ein sehr vielschichtiger Charakter, in den man sich gut hineinfühlen kann. Auch die Nebenfiguren hatten allesamt Tiefe.

Das grundlegende Thema des Romans ist "Schuld". Ab wann kann man von Schuld sprechen? Wie kann man der Schuld entkommen? Die Fragen werden nicht klar beantwortet sondern viel mehr viele verschiedene Sichtweisen geliefert. Für mich war die Geschichte sehr bereichernd - ich habe viel allgemein über das Thema Schuld nachgedacht und speziell auch im Kontext des 2. Weltkriegs.

"Als die Welt zerbrach" würde ich gerne jedem in die Hand drücken, da angesprochene Themen immer noch sehr aktuell sind. Meiner Meinung nach muss man zum Verständnis den 1.Teil nicht unbedingt gelesen haben.