Wie ist es ein Leben lang mit einer (Mit-)Schuld an etwas nicht Gutmachbaren zu leben?

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minkaka Avatar

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Als ich erfuhr, dass es eine Fortsetzung zum Roman Der Junge im gestreiften Pyjama geben soll, war mein Interesse sofort geweckt und ich musste das Buch sofort haben.

Thematisch wird mit dem Cover auch an den Roman Der Junge im gestreiften Pyjama erinnert. Das Buch Als die Welt zerbrach kann jedoch auch gelesen werden, wenn der erste Roman nicht gelesen wurde.

Während der Roman der Junge im gestreiften Pyjama als der Sicht des neunjährigen Jungen Bruno zu den Geschehnissen im KZ Ausschwitz erzählt wird, ist der Roman Als die Welt zerbrach an den erwachsenen Leser gerichtet.
Die Geschichte wird aus Ich-Perspektive der älteren Schwester von Bruno mit nunmehr 90 Jahren erzählt, die ihr Leben nach dem Krieg Revue passieren lässt.

In ihrem Londoner Altersdomizil zieht unter ihre Wohnung eine Familie mit einem neunjährigen Sohn ein, der gewisse Ähnlichkeiten mit ihrem Bruder aufweist und in ihr schmerzliche Erinnerungen weckt, die sie bislang zu vermeiden versuchte.

Im Vordergrund steht das Thema (Mit-)Schuld an den Geschehnissen - sowohl im KZ als auch am Tod ihres Bruders – und wie sie ihr ganzes Leben versucht es zu verdrängen und unter verschiedenen Identitäten weiterzuleben. Ihr ganzes Leben ist jedoch davon geprägt, doch noch entdeckt und für ihre (Mit-)Schuld verurteilt zu werden. Selbst ihrem eigenen Sohn gegenüber verschweigt sie ihre Vergangenheit. Selbst als er sie damit konfrontierte mit seinem Vater, also ihrem verstorbenen Ehemann, in Ausschwitz gewesen zu sein, will sie über diesen Teil ihrer Vergangenheit nicht sprechen.

Daneben gibt es auch Passagen, die zum Schmunzeln sind, wie z.B. wie eine Mutter das Altern ihres Sohnes und sein Privatleben betrachtet.
Das Buch ist in mehrere Handlungsstränge unterteilt, die zum Ende hin entflochten werden und für die eine und andere Überraschung sorgen.

Insgesamt ein sehr empfehlenswerter Roman.