Interessante Idee, in der Umsetzung aber zu oberflächlich

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Eine Pressereferentin der Grünen hat genug vom Berliner Politikbetrieb und nimmt sich eine Auszeit in Botswana.
In dem schmalen Band „Als Rangerin im Politik-Dschungel“ beschreibt Maria Henk die Wochen in einer Rangerschule im Okavango Delta. Schnell entdeckt sie Parallelen zwischen der „Wildnis“ und der Politik.
Das ist auch das Interessanteste an dem Buch, das mit seinen 184 Seiten schnell gelesen ist. Sonderlich neu sind ihre Reflexionen dazu indes nicht. Denn dass dominante Persönlichkeiten in Wirtschaft und Politik mit den Alphatieren aus der Tierwelt verglichen werden oder von einem „Ameisenbetrieb“ (in Afrika sind es die Termiten) gesprochen wird, das sind ja bekannte Bilder.
Auch sonst bleibt der Text, der mich oft an einen Blog erinnerte, mit wenigen Ausnahmen an der Oberfläche:
Die Gefühle und Empfindungen, die Henk auf dieser außergewöhnlichen Mini-Sabbatical-Reise spürt, sind eher knapp geschildert und wiederholen sich. Auch sind sie einer nicht mehr ganz jungen Leserschaft mit etwas Lebenserfahrung vermutlich vertraut (Für ganze junge Leser/-innen mag es anders sein).
Das Wissen über die Tierwelt Botswanas, das Henk mit den Lesenden teilt, hat jede/r, der schon mal eine Tierdoku gesehen oder im Biologieunterricht aufgepasst hat.
Die Beispiele aus der Politik, die sie bringt, wärmen das auf, was die Medien rauf und runter berichtet haben (z.B. Lachen von Armin Laschet während der Flut im Ahrtal, Plagiatsvorwürfe gegen Annalena Baerbock im Wahlkampf). Wer sich (neue) Insider-Infos aus der Berliner Blase erwartet, wird enttäuscht. Man erfährt dagegen, dass Merkel die „erste Frau an der Spitze der Bundesrepublik Deutschlands“ (Zitat) war oder dass der Ukraine-Krieg die Preise explodieren ließ. Ich habe mich wirklich gefragt, an welches Zielpublikum dieses Buch sich wendet.
Neben diesen Binsenweisheiten unterstreicht Henk ihre Erkenntnisprozesse gern mit Kalendersprüchen der Art „Jede Veränderung beginnt mit einer Erkenntnis.“ und „Aber wo ein Wille ist, findet sich ein Weg.“ (Diese beiden innerhalb eines Absatzes!). Kann man mal machen, aber in dem Umfang wie in diesem Buch hat mich so viel Banalität doch irgendwann gestört.
Mein Fazit: Viel oberflächliches Blabla. Ich hätte mir mehr Tiefgang und mehr gehaltvolle Informationen gewünscht.