Als wir an Wunder glaubten

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elena_liest Avatar

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Norddeutschland, Ende der 1940er Jahre: Während des Zweiten Weltkriegs haben Annie und Edith in dem kleinen Dorf Unnemoor zusammen gehalten. Beide mussten ihre Männer in den Krieg ziehen lassen, keiner von ihnen kam wieder nach Hause. Als der Krieg zu Ende ist, finden die Menschen im Dorf kaum in ihr Leben zurück - was Wanderpredigern und Verschwörungstheoretikern in die Karten spielt. Als Annies Mann nach fünf Jahren doch noch heimkehrt, statt Annie aber nur Edith im Kopf hat und wundersame Dinge im Moor passieren, ist allen klar, dass daran nur Edith und ihre Tochter Betty schuld sein können.

Helga Bürster schafft in ihrem neuen Roman "Als wir an Wunder glaubten" eine düstere, atmosphärische Stimmung, was einerseits an dem etwas unheimlichen Moor-Setting und andererseits an der auf wahren Begebenheiten beruhenden Geschichte rund um Edith und ihre Tochter Betty liegt. Wanderprediger, Hexenverfolger und andere Scharlatane hatten es während der Nachkriegsjahre leicht, Menschen für sich zu gewinnen - Glaubenssätze wurden durch den Krieg erschüttert, es herrschte Hunger und Verluste mussten bewältigt werden. Die Autorin fängt diese Atmosphäre gekonnt ein und verwandelt sie in eine Geschichte, die unter die Haut geht - vor allem, weil Helga Bürster zwar voller Mitgefühl, aber ohne etwas zu beschönigen schreibt. Auch die Zerrissenheit zwischen Weiter-So und Fortschritt findet durch die Trockenlegung des Moors ihren Platz in der Erzählung und spiegelt sich in allen Figuren des Buchs. Ich habe "Als wir an Wunder glaubten" gerne gelesen, ein intensiver Roman, auf den man sich erst einlassen muss, der dann aber in den Gedanken haften bleibt und den Bogen letztlich bis in unsere Gegenwart spannt.