Aufwühlendes Dorfpanorama anno 1949

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Helga Bürster entwirft in ihrem Roman Als wir an Wunder glaubten das Panorama eines ostfriesischen Moordorfes kurz nach dem Ende des 2. Weltkrieges.

Das Dorfleben in Unnermoor ist geprägt von Hunger, dem Fehlen der im Krieg gebliebenen Dorfbewohner und auch der vertuschten Erinnerung an das nahegelegene Außenlager eines KZ, in dem Dorfbewohner zu Tätern wurden.

Weltuntergangspropheten haben an diesem Ort in dieser hoffnungslosen Zeit ebenso wie Wunderheiler und Wanderprediger Hochkonjunktur. Der Aberglauben blüht.

Als Annis Mann 1949 den Weg zu ihr und dem behinderten Sohn Willi zurückfindet, ist er ein anderer, der Krieg hat ihm die Beine und zeitweise auch die Erinnerung genommen. Seine Gefühle gelten weniger seiner Frau, als vielmehr Edith, der hübschen Frau seines neben ihm im Schützengraben gestorbenen Freundes.

Für Edith braut sich derweil Unheil zusammen, als viele Dorfbewohner beginnen, die Witwe und ihre Tochter Betty für alles Schlechte im Dorf verantwortlich zu machen und sie als Hexen zu brandmarken. Denn der Glaube an Moorgeister und Hexerei sitzt tief…

Währenddessen zieht auch in Unnermoor der „Fortschritt“ in Form von Maschinen wie dem „Mammut“ ein, die das Moor trockenlegen und das Dorf radikal zu verändern beginnen.

Helga Bürster hat ein stimmungsvolles und authentisches Buch über eine Dorfgemeinschaft zwischen Orientierungslosigkeit und der Hoffnung auf einen Neuanfang, zwischen Aberglauben und Fortschrittsgläubigkeit geschrieben.