Hoffnungen im Dorf im Moor

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Anni und Edith waren Freundinnen, haben die Entbehrungen des zweiten Weltkriegs gemeinsam überwunden und warten beide auf ihre Ehemänner, die noch vermisst sind. Beide sind Mütter und Anni ist zwar nicht wirklich liebevoll zu ihrem Willi, hat es aber geschafft, den leicht behinderten Sohn vor den Euthanasie-Maßnahmen der Nazis zu retten.
Die Handlung von „Als wir an Wunder glaubten“ spielt 1949 – der Krieg ist also schon vier Jahre vorbei – und die moderne Zeit hält auch Einzug in Unnenmoor – dem nicht real existierenden Dorf der Handlung im Ostfriesischen. Ich muss gestehen, dass ich die Handlung eher im Teufelsmoor verortet hätte – die ostfriesischen Moorgebiete sind für mich nicht so stark mit Sagen und Märchen verwoben wie eben das Moorgebiet nördlich von Bremen.
Aber sei’s drum: In Unnenmoor kommt das Mammut zum Einsatz – eine Maschine, die die Landgewinnung schnellstmöglich vorantreiben soll. Und gleichzeitig machen Wundererzähler und Quacksalber ihr Geschäft – soll doch laut einem wandernden Wunderheiler die Welt bald untergehen und gelten nicht nur die alte Guste, sondern auch Edith und Tochter Betty als Hexen.
Atmosphärisch ist der Roman ziemlich dicht – wenn auch viele Dinge nicht wirklich ausgesprochen werden. Hexen- contra Fortschrittsglaube, Rückbesinnung auf Märchen und Sagen contra Moderne – in diese Schlagworte könnte man die Handlung stellen. Einen besonderen Stellenwert hat das Moor – es ist mystisch und gefährlich, aber auch schön und geliebt.
Bei der Bewertung des Romans bin ich leicht zwiegespalten. Auf der einen Seite hat mir die Verknüpfung von mystischen Elementen ganz gut gefallen – und ich finde auch die Möglichkeit durchaus vorhanden, dass sich Freundinnen durch einen solchen Aberglauben voneinander entfernen können. Gleichzeitig ist die Geschichte für mich nicht zuende erzählt und birgt einige Unlogiken und leider auch einige Wiederholungen.
Insgesamt sicherlich ein Roman, der gut zu lesen ist – kein Must-read, aber eine lohnenswerte Erfahrung.