Eine samische Familiengeschichte in Nordschweden

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Das Cover von „Als wir im Schnee Blumen pflückten“ von Tina Harnesk gefällt mir sehr und es strahlt für mich etwas ureigen Skandinavisches aus (obwohl ich gestehen muss, dass ich für diese Einschätzung überhaupt keine Kompetenzen aufweisen kann). Das rote Haus, die natürliche Landschaft, die Farben und Schneereste – alles atmet für mich Schweden und passt daher hervorragend zum Buchinhalt. Ganz besonders toll finde ich bei diesem Buch, dass nicht nur der Schutzumschlag gestaltet ist, sondern auch der Einband des Hardcoverbuches mit einem, zum Umschlag passenden, Bild versehen wurde – wunderschön!

Die Geschichte erzählt von der Samin Máriddja, die mit ihrem Mann zurückgezogen in einem Haus ganz im Norden Schwedens lebt. Doch dann erhält sie eine Krebsdiagnose und ihr autarkes Leben, in das sie sich von niemandem hinein reden lassen will, gerät immer schwieriger. Zudem leidet sie unter der Trennung von ihrem Neffen, der einst bei ihnen lebte, wie ein eigener Sohn, der dann aber von seiner Mutter geholt wurde. Der Kontakt brach ab. Wird Máriddja es schaffen ihn noch einmal wieder zu sehen?

Die Geschichte wird aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt und schaut zudem zu verschiedenen Zeiten in die Leben der ProtagonistInnen. Dieser Erzählstil macht die Geschichte für mich sehr lebendig und ich mag es gerne, dass ich dadurch so nah am Geschehen sein darf. Der Autorin gelingt es zudem interessante Figuren zu zeichnen, die individuelle Charaktere aufweisen, ich muss jedoch gestehen, dass dabei für meinen Geschmack manchmal ein wenig zu viel Skurrilität im Spiel war. Die Geschichte wird von einer melancholischen Grundstimmung getragen, bietet jedoch auch einzelne humorvolle Szenen.

In den Schreibstil Tina Harnesks musste ich mich am Anfang ein wenig einfinden, dann hat er mir aber sehr gefallen, denn er ist angenehm zu lesen und passt für mich sehr gut zur Geschichte. Als besonders authentisch habe ich dabei die samischen oder anderssprachigen Ausdrücke empfunden, die in den Text eingeflochten sind und viel Charme erzeugen. Gleichzeitig hatte ich jedoch manchmal auch ein wenig Verständnisprobleme, da ich mich mit typischen Dingen dieser Kultur eben leider so gar nicht auskenne. Hier hätte ich mir eine Erklärung der Autorin gewünscht, auch, damit ich das Geschehen richtig einordnen kann.

Ich hatte mich vor diesem Buch noch nie mit dem Leben der Samen in Nordschweden beschäftigt und finde, dass es der Autorin sehr gut gelungen ist, mir einen ersten Einblick in diese Kultur zu verschaffen. Sie ist selber samischer Abstammung, weshalb ich ihren Text als sehr authentisch annehmen kann, und ich mochte die Einflechtung von historischen und kulturellen Inhalten in die Geschichte sehr. Es geht um Zwangsumsiedlung, Identität, aber auch um Familienzusammengehörigkeit, Freundschaft, Liebe, Lebensthemen, Selbstständigkeit und Verlust sowie viele andere Themen.

Mir hat dieses Buch eine sehr interessante und schöne Lesezeit geschenkt, weshalb ich es allen LeserInnen empfehlen kann, die Lust auf eine samische Familiengeschichte haben und sich auf eine ungewöhnliche Geschichte einlassen möchten – viel Spaß in Nordschweden!